Nach welchem System ordnen Sie Ihre Bücher?
1. Ordnung: Abteilung Frankfurt am Main / Abteilung Berlin.
2. Ordnung: Abteilung Wohngeschoß / Abteilung Keller.
3. Ordnung: Nach Sachbereichen (Bilderbücher, Schöntrauriges, Weltweisheit, Geschichtsfälschungen). Bei deutscher Literatur starke Tendenz zur Gesamtausgabe, insofern nach Adorno: »banausisch«.
4. Ordnung: Taschenbuchreihen diverser Verlage.
5. Ordnung (Sonderabteilung Belletristik hinter Glas): Ererbte Literatur der 20er bis 50er Jahre, nahezu ausschließlich in Einzelausgaben, also Stefan Andres, Werner Bergengruen, Léon Bloy, Heinrich Böll, Rolf Hochhuth, Ernst Jünger, Kurt Kluge, Elisabeth Langgässer, Gertrud von le Fort, Mary McCarthy, Curzio Malaparte, Henry Miller, Boris Pasternak, Ludwig Renn, Ernst Wiechert und viele andere. Diese Abteilung entläßt beim Öffnen der Glastüren etwas aus der Kindheit Vertrautes: einen Duft von gealtertem Holz, ätherischem Öl, Lavendel.
6. Ordnung: Innerhalb der Sachbereiche alphabetisch nach Autoren. Ausnahmen: Kunstbücher (Anordnung nach Größen und Farben) und Kellerbücher (gut belüftet, trocken, Tageslicht).
Welches Buch lesen Sie gerade?
From tip to toe (Gestalten-Verlag, 2015), ein Geschenk unseres freundlichen Verkaufs- und Vertriebsleiters Alexander Nedo.
Günter Erbe, Dandys. Virtuosen der Lebenskunst. Eine Geschichte des mondänen Lebens (Böhlau Verlag, 2002).
Venetia Murray, High Society in the Regency Period: 1788-1830 (Penguin Books, 1998).
Jean Sutherland Boggs, Picasso & Things (Cleveland Museum of Art, 1992).
Wie weit reicht Ihre Sammlung zurück?
Akquisitorisch: bis zu ersten Ansätzen einer Familienbibliothek (altphilologischer Bestand väterlicherseits aus der Studienzeit, ab 1937 – eventuell frühere Bestände durch Luftangriff auf Düren am 16. November 1944 vernichtet).
Inhaltlich: bis zum Nullpunkt (Sumer).
In der deutschen Literatur: bis »Wola, wiht, taz tu weist, taz tu wiht heizist, / Taz tu neweist noch nechanst cheden chnospinci.«1
Welche Bücher liegen Ihnen besonders am Herzen?
Kunstkataloge, vor allem die Bände mit toter Natur.
Welches Buch hat Ihr Leben verändert?
Sofern überhaupt eines: Stefan George, Algabal (in der ersten, nicht-öffentlichen Ausgabe bei Vaillant-Charmanne, 1892 – Lektüredatum: 1968).
Welches Buch haben Sie zuletzt verschenkt?
Gereon Heil, FARB-SCHATTEN-GESTALTEN (2016).
Wer soll Ihre Bücher einmal bekommen?
Wer immer sie haben will. Möglicherweise der Antiquar, oder ein Enkel.
Wie sieht Ihre ideale Bibliothek aus?
Eine Utopie: Im Anfang war das Wort, also das Wort, in dem alles enthalten wäre. Endlich, zu guter Letzt bräuchte man weder eine Bibliothek noch ein Buch, nicht einmal ein Gedächtnis.
1Auf Neuhochdeutsch: »Wie gut, Wicht, daß du weißt, daß du Wicht heißt, daß du weder Wissen hast, noch sprechen kannst, du Winzling!« Undurchsichtig die Bedeutung von »chnospinci«. Ein Interpret verfällt auf »CHristi NOmen SPiritui INmundo CIppus« (»Christi Name ist dem unreinen Geist ein Grenzestein«) – ingeniös, aber wohl unwahrscheinlich. Alle Informationen aus dem so lehrreichen wie schönen Band des Deutschen Klassiker Verlages Frühe deutsche Literatur und lateinische Literatur in Deutschland 800-1150 (1991), hg. v. Walter Haug † und Benedikt Konrad Vollmann †.