I.
Die verfallenen Gebäude und ihre Puppenhäuser, die niedergegangenen Diskotheken, Speicher und Geschäfte, die verlassenen Wassertürme und vergessenen Fabriken. Wie kathedralisch stumm sie sind. Wie schön bitter es riecht in ihren Innereien. Wie nur die alten Tempel duften mit dem ersten Sonnenschein, wenn der Moschus im Mörtel warm wird und in die Luft steigt. Wie der Staub sie verpackt und zum Museum macht. Wie die Knochen der Vogelskelette knirschen bei jedem Tritt auf ihre weit ausgebreiteten Flügel: Kolonien von Phönixen, die am Fußboden schlafen.
II.
Diese Landschaften, für die man weit gehen muss, bevor sie leer werden und man selbst den Menschen endlich fern. Welten verschont von den demographischen Bomben, aber voll Sand und Salz und Stein. Es dauert lange, bis man ein Stück Erde ohne Volk glaubt und ohne Geister, ein Raum so resonanzlos, dass man keinen Nachklang des Menschen findet, ein Ort ohne Fata Morgana und mit nichts, was einem ein Spiegelbild wirft. Dann gibt es die Erleichterung, dass man ohne Beweis von sich selbst ist, und man fühlt sich entsetzlich frei.
III.
Die Häfen im Morgengrauen. Rost, Lack und die Salzkrusten an den Wasserlinien der Schiffsbäuche und an den Fingerspitzen der Hafenarbeiter. In den Werften schaukeln kleine Boote an den Stahlseilen der Industriekräne, und die Fischer schlagen mit den Stangen alter Sonnenschirme nach den Möwen, die ihren Fang taumelnd durch die Lüfte tragen. Es gibt die schweren Signale der Frachter und die Ordnung auf den Containerschiffen, als spielte man mit großen Bauklötzen, das wilde Meer vor und die ruhige See hinter den Brechern, die Wellen zerbrochen zu trägem Wasser an Stein und Beton. Und: das Salz auf der Haut, so viel, dass man meinen könnte, abends rieben sich die Hafenarbeiter über den Töpfen der Frauen die Hände, um das Mahl zu salzen.
IV.
Die Stummheit an den Gräbern, die die Lebenden und die Toten miteinander aussöhnt, weil man gemeinsam schweigt. Die Erinnerung, dass man überall auf der Welt sterben kann und der Tod immer noch ein Problem ohne Lösung ist. Jene Friedhöfe so nah am Wasser, dass die Pfarrer scherzen, die Gezeiten spülten die Knochen der Toten ins Meer, und manches Mal sähe man Krebse auf Menschenschädeln in den Wellen schaukeln, als wären es Schiffe.
V.
Die Treppen, die ins Wasser führen, als wollte man in den Ozean hinabsteigen wie in einen Keller, um am Meeresgrund spazieren zu gehen. Die Brücken, die in der Landschaft stehen, ohne einen Weg, der zu ihnen führt, ohne eine Straße, über die man fortkommt, und nichts, was sie verbinden könnten. Die Fußballplätze im Nirgendwo mit Stangen ohne Netze, dass der Ball bei jedem geschossenen Tor nicht von den Maschen gehalten wird, aber weit über das Spielfeld hinaus in die Welt fliegt, in Wiesen und Wüsten, und manches Mal einen Fluss hinunter treibt, an dessen nächster Biegung schon die Kinder sitzen, um nach ihm zu angeln. So groß ist das Spiel, ein Netz könnte nicht Sieg, nicht Niederlage fangen.