Literarische Texte docken an unsere eigenen Erlebniswelten an. Design-Studierende der Academy of Visual Arts lesen den Roman Nichts Weißes und erzählen davon in (bewegten) Bildern; Ulf Erdmann Ziegler kommentiert.
Die Arbeit von Nora Fischer
Nichts Weisses: »In der Pomona wurde Petrus nur noch selten gesichtet, ein beseelter Handelsreisender, aus dessen Koffern fremde Stoffe und Gerüche kamen, die sich im Haus ausbreiteten, und schon war er wieder unterwegs.«
Nora Fischer: »Mein Vater war selten zu Hause. Ein Geschäftsmann, unterwegs in vielen Ländern dieser Welt, aus dessen Koffer immer neue, fremde Gegenstände kamen, deren Anblick mich erstaunte, wenn er ihn öffnete.«
Ich bin gewiss nicht der einzige Romancier auf der Welt, dem Leute gelegentlich sagen, sie hätten »genau das« auch erlebt; in diesem Fall war es Seminarteilnehmerin Nora Fischer, die die Rückkehr von Petrus Schuller ins Haus auf der Pomona an ihren eigenen Vater erinnerte, der eine Weile in ihrem Leben auch exotische Koffer geöffnet hatte und wieder verschwunden war. Aus seinen Mitbringseln von früher hat sie ein Tableau von fotografischen Stillleben erstellt, gespiegelt und vereinfacht in zeichnerischen Memos. Der Koffer ist überhaupt ein gutes Bild für diese Art von Projekt, insofern, als etwas von einem Ort an einen anderen gebracht wird. Und sich dann ganz anders anfühlt.