Nach welchem System ordnen Sie Ihre Bücher?
Das ist kompliziert. Die Bücher haben in meinem Kopf eine räumliche Ordnung, ähnlich wie historische Ereignisse auch einen Ort haben. Sartre befindet sich zum Beispiel unmittelbar vor mir, vielleicht etwas rechts von der Mitte, während Droste-Hülshoff sich weit links unten befindet, Mandelstam dagegen direkt vor dem Bauch, Virginia Woolf auf gleicher Höhe, aber in größerem Abstand, und so weiter. Auf irgendeine Weise ist dieses innere System mit der längst verschütteten Sortierung in den Regalen verbunden, so dass ich letztlich immer weiß, wo was steht.
Ein gewisses sortiertes Chaos befindet sich allerdings gleich neben dem Bett, damit ich diese Bücher direkt aus dem Schlaf heraus greifen kann. Das ist mitunter der beste Moment für mich, um zu lesen oder auch zu denken.
Welches Buch lesen Sie gerade?
Ausgang aus der langen Nacht von Achille Mbembe und, mal wieder, Die Palette von Hubert Fichte.
Wie weit reicht Ihre Sammlung zurück?
Sammlung klingt so ambitioniert. Ich sammle eigentlich nicht. Die ältesten Schriften und Gedanken, die ich in meiner Nähe habe, sind wohl von Platon auf der einen und Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue sowie Walther von der Vogelweide auf der anderen Seite. Die Bhagavad Gita und die Vorsokratiker gehören chronologisch natürlich noch davor.
Die ältesten Bücher sind allerdings fünf zottelige Gryphius-Bände von 1854, also wiederum auch nicht so fern wie Gryphius selbst. Diese Bände liebe ich aber sehr. Sie sind klein und gebrechlich und leicht – wie sehr alte, weise Leute.
Welche Bücher liegen Ihnen besonders am Herzen?
Es fällt mir schwer, einzelne Bücher in diesem Sinne herauszuheben. Es sind zum Teil Bücher, die mir von Menschen geschenkt wurden, die mir viel bedeuten. Aber sicher gehören die Bücher von Kurzeck dazu, die Schriften von Arendt, verschiedene andere Philosophen, Bernhard, ein kleiner Lyrikband von Bobrowski, Schattenland Ströme, das erste Buch, das ich mir ’95 als Studentin in Berlin gekauft habe.
Welches Buch hat Ihr Leben verändert?
Das erste, das ich allein lesen konnte: Der Prinz der blauen Berge. Ich hatte einen Teppich geschenkt bekommen, so dass ich lesend auf dem Boden liegen konnte. Ein fast berauschendes Glücksgefühl.
Welches Buch haben Sie zuletzt verschenkt?
Unsichtbares Komitee: Jetzt.
Wer soll Ihre Bücher einmal bekommen?
Wenn sie möchten, meine Töchter. Ansonsten, wer immer sie gebrauchen kann.
Wie sieht/sähe Ihre ideale Bibliothek aus?
Sie hätte eine Tür direkt ins Freie.