Hamza steckt fest. Es ist kalt geworden. In der Nacht fallen die Temperaturen auf unter null Grad. Dann gefriert das Wasser in den Pfützen, aus denen er tagsüber trinkt. Anderes gibt es nicht: »Ich glaube, ich habe seit 24 Stunden keinen Schluck getrunken. Ich will hier nicht sterben, Jacek, ich will hier nicht sterben«, sagt Hamza. Die Grenze zu Belarus im Wald von Białowieża ist geschlossen. Die Behörden haben NATO-Draht ausgerollt, mannshoch. Wer trotzdem durchkommt, wird zurückgedrängt. Das ist gängige Praxis. Europa hält dieses Vorgehen zwar für illegal, doch das interessiert hier niemanden. Für das Gebiet ist ein Ausnahmezustand erklärt worden. Journalisten und Mitarbeiter von NGOs dürfen einen Bereich von drei Kilometern Breite und vierhundert Kilometern Länge nicht betreten. Selbst Ärzte haben keinen Zutritt. Dorota aus dem Dorf wird zweimal am Tag vom Grenzschutz kontrolliert, ob sie »nicht irgendwelche Flüchtlinge im Koffer habe. Ich lächle dann und sage nein, aber manchmal denke ich: Was wäre wenn?« Der Sprecher des geschäftsführenden Bundesinnenministers nennt Zahlen: Demnach seien zuletzt im Schnitt täglich 170 Migranten über Polen nach Deutschland eingereist. Ein weiterer Anstieg sei nicht zu verzeichnen. Die Gesamtzahl der Asylanträge im Oktober 2021 sei im Vergleich zum Vormonat zudem um 4,6 Prozent gefallen. 11 586 Menschen hätten einen Antrag auf Schutz gestellt. Der geschäftsführende Minister fordert am 9. November eine weitere »bauliche Sicherung« der Grenze, denn er möchte »Schusswaffengebrauch« vermeiden. Im Keller seines Ferienhauses baut er auf einer Modellbahnanlage sein Leben nach. Auf dem Foto, das er von sich machen lässt, erkennt man einen Baum. »Wir sind wie Bälle in irgendeinem Spiel«, sagt Hamza.
Quellen: amnesty.de, mo.be, bmi.bund.de, sueddeutsche.de, tagesschau.de, tvn24.pl