Nach welchem System ordnen Sie Ihre Bücher?
Das wüsste ich auch gerne. Von außen betrachtet, scheint in meinen Bücherschränken ein furchtbares Chaos zu herrschen, da stehen Jahrhundertromane neben Kochbüchern neben Fußballbüchern, es ist mir manchmal richtig peinlich. Erstaunlicherweise finde ich aber jedes Buch sofort, wenn ich es brauche. Es scheint also eine innere Ordnung zu geben, die sich mir einfach noch nicht erschlossen hat. Vielleicht ist es aber auch so: Unsere Wohnung ist sehr klein, nur die wichtigsten Bücher dürfen bleiben. Und deren Standort kennt man wahrscheinlich irgendwann auswendig.
Welches Buch lesen Sie gerade?
Schlimmes Trendlesen: Jonathan Franzen, Unschuld. Außerdem steht ein wunderschön bebildertes Buch über den Film Noir neben meinem Schreibtisch, in dem ich immer blättere, wenn ich Arbeit vor mir her schiebe. Die Frauen auf den alten Fotos schauen so herrlich böse.
Wie weit reicht Ihre Sammlung zurück?
Mein ältestes Buch ist eine grüne Hardcoverausgabe von Der Fänger im Roggen, die ich als Teenager in einem Antiquariat gekauft habe. Meine Kinderbücher stehen bei meinen Eltern, weil sie da hingehören, und es ist schön, sie mit meinem Sohn zu lesen, wenn wir dort sind. Der mit den richtig alten Büchern ist mein Mann. Er liebt Antiquariate. Ich mag den Geruch von neuen Büchern.
Welche Bücher liegen Ihnen besonders am Herzen?
Lolita von Vladimir Nabokov, weil dieses Buch mir vor über zwanzig Jahren das bisher heftigste Leseerlebnis meines Lebens beschert hat. Kein Buch hat mich jemals wieder so verschluckt.
Eines Menschen Herz von William Boyd. Das schenke ich Männern gerne mal zu runden Geburtstagen, und dann sage ich mit wichtigem Blick: »Sollte jeder Mann mit dreißig/vierzig/fünzig gelesen haben …« In Wahrheit glaube ich, dass die wunderbare, großzügig erzählte Lebensgeschichte des verwegenen Logan Mountstuart aus Nichtlesern Leser machen kann.
635 Tage im Eis von Alfred Lansing. Ernest Shackletons Antarktis-Expedition. Wenn ich mutlos bin, lese ich ein paar Seiten und schneide mir da ein Stückchen Courage ab, dann geht’s wieder.
New Yorker Geschichten von Dorothy Parker. Ich liebe ihre Art, ganze Geschichten in einem Satz zu erzählen: »Noch ein Martini und ich liege unter dem Gastgeber.« Die Party, die Gäste, die Klamotten, alles sofort da. Darin war Mrs Parker eine Meisterin.
Hobalala von Marc Fischer. Weil er fehlt.
Welches Buch hat Ihr Leben verändert?
Der Garten Eden von Ernest Hemingway. Ich muss so siebzehn oder achtzehn gewesen sein. Wir hatten damals im Englischunterricht Short Stories von Hemingway gelesen, und schon da hatte ich das Gefühl gehabt: Das sagt mir was. Ich weiß gar nicht, wie ich dann zu dem Roman kam, ich glaube, mein Vater hatte das Buch im Regal stehen. Auf jeden Fall hab ich’s gelesen und danach gewusst, dass ich schreiben möchte.
Welches Buch haben Sie zuletzt verschenkt?
Tatsächlich den Fänger im Roggen, und zwar an mein Patenkind. Der Junge wird in diesem Jahr 14, vielleicht ist es also noch ein bisschen früh, aber ich wollte nicht, dass er es von jemand anderem bekommt.
Wer soll Ihre Bücher einmal bekommen?
Das soll alles einmal dir gehören, mein Sohn. (Dann noch die Plattensammlung meines Mannes, und das Kind ist mit dem Nötigsten versorgt.)
Wie sähe Ihre ideale Bibliothek aus?
Ein sehr großes Bett auf einer Wanderdüne. Um mich herum Wanderregale. Über mir ein bewegter Himmel, ein paar Möwen, linkerhand das Meer. Die Bücher kommen auf Zuruf, genau wie die Schiffe und die Weintrauben. Eine dekadente, ziemlich kitschige Allmachtsfantasie.