Wer seid ihr?
Vorzustellen (durch ein unverhangenes Fenster): Michael Jaroschin, hochgeboren auf dem Berge Gaurisankar. – Frei nach Klabund. Eigentlich: Joseph Felix Ernst und Philip Krömer als Herausgeber sowie Laura Jacobi und Sebastian Frenzel in Redaktion und Lektorat. Vier junge Literaturmacher aus dem akademischen Mangrovensumpf der Literatur-, Buch- und Medienwissenschaft. Allesamt Junggründer und Frischverleger des homunculus verlags, Obdach der Seitenstechen.
Was wollt ihr?
Weltfrieden und Vollbeschäftigung.
Was bietet ihr?
Literatur, die dort hervortritt, wo es an der Beachtung der epischen Kürze im deutschsprachigen Literaturbetrieb mangelt. Ein Richtfest für die Lyrik. Eine zeitlose Schau – daher ein Autorenverzeichnis der #1 wie folgt: Homer, Fock, Artmann, Wawerzinek, Poe, Wigfall …
Wie wählt ihr aus? Autor vor Text, Text vor Autor?
Eins: Text. Zwei: Autor. Drei: Weißbier.
Moralische, inhaltliche, formale Grenzen?
Formale Begrenzung: holzfreies Zellulosepapier (13,5 x 21 cm) und reichlich Druckerschwärze. Was uns angeboten wird, sollte damit kompatibel sein.
Inhalt oder Form?
Ein Esel: links ein Heuhaufen, rechts ein Heuhaufen.
Quoten bei der Textauswahl, Genres, Geschlechter, Themen?
Ein Jahr = eine Ausgabe = ein Thema. Es gilt generell das Paradigma der Vielfalt und Vielstimmigkeit (daher auch die diachrone Textzusammenstellung). Wir sind keine Statistiker, textexterne Quoten beachten wir nicht. Ob weiblich/männlich, skelettiert/quicklebendig oder irgendetwas dazwischen: wurscht.
Wie finanziert ihr euch?
Wir greifen dankbar und beherzt in die Goldtöpfe der lokalen Kulturförderung. Für die Debütausgabe 2015 hatten wir zudem die Unterstützung der Backer unseres erfolgreichen Crowdfunding-Projekts auf startnext.com – ihnen vielen Dank! Dazu addieren sich die Einnahmen aus dem Verkauf. Wir kommen über die Runden.
Welchem Autor, welcher Autorin würdet ihr ein Sonderheft widmen?
Vielstimmigkeit und Diachronie sind die konzeptuelle Basis der Zeitschrift, darum: keinem/keiner. – Aber wozu ist man Belletristik-Verlag?
Wer sollte euer Magazin einmal illustrieren?
Jens Harder sollte unserer Zeitschrift durch sein grafisches Zutun den Umfang eines Telefonbuchs verleihen. Wir wären Delta (= die Rückkehr zur amphibischen Lebensform).
Was würde Marcel Reich-Ranicki über euer Magazin sagen?
In aller pragmatischen und grundehrlichen Kürze: herzlich wenig, vermuten wir.
Ist die Wahrheit oder die Lüge der Literatur immanent?
Die Lüge (und nicht nur der Literatur).
Und was habt ihr abonniert?
Bau den Millenium Falcon. Einzigartige Innenraumdetails, echte Beleuchtung, bewegliche Teile. 808 mm lang, 596 mm breit, 192 mm hoch. Erste Ausgabe nur 3,99 € inklusive Gratisschraubendreher.
Was kommt als Nächstes?
Wir bereiten derzeit die #2 vor, welche pünktlich zum Erlanger Poetenfest erscheinen wird. Die Ausgabe entsteht in Kooperation mit ELINAS, dem Erlanger Zentrum für Literatur und Naturwissenschaft, und trägt den Titel Dunkle Energie. Die Dunkle Energie ist diejenige, die der Physiker annimmt, um die beschleunigte Expansion des Universums zu erklären und dabei die Modellvorstellung des Urknalls nicht aufgeben zu müssen. Das Unbekannte, die Idee vom absoluten Beginn und die Bildlichkeit menschlicher Vorstellungen in Abwesenheit des Konkreten versammeln sich als Niederschlag in dieser Idee. Seitenstechen #2 wird also (erstens) exotisch, (zweitens) interdisziplinär und (drittens) notwendig. Die entsprechende Ausschreibung läuft bis zum 15. April 2016.