Wer seid ihr?
Wir sind Das Narr. Ein deutschsprachiges, narrativistisches Literaturmagazin. Und das kam so: An einem windigen Nachmittag nach einer Vorlesung zu Schillers Literaturzeitschrift »Die Horen« an der Uni Basel standen drei Studenten rauchend vor dem Kollegiengebäude und dachten sich: Das können wir auch. Nein, das können wir besser. Inzwischen ist das über sieben Jahre her, und Das Narr hat bereits Hunderte Texte publiziert, feiert die 25. Ausgabe und hat sich seinen Platz in der deutschsprachigen Literaturlandschaft geschaffen. Unser Team hat sich ebenfalls vergrößert, zu acht stehen wir nun hinter dieser Zeitschrift, und die Ideen gehen uns nicht aus. Jährlich veröffentlichen wir zwei Ausgaben, plus eine Sondernummer in Form einer besonderen Publikation – die jeweils in der Gattung variiert (z. B. Narr-Groschen 1-7, Literarischer Reiseführer Basel, Kochbuch).
Was wollt ihr?
Wir wollen den Literaturbetrieb aufrütteln und zwar mit jungen, klassischen, aber auch mal wagemutigen Texten, die anderswo keinen Platz finden.
Was bietet ihr?
Wir geben jungen literarischen Talenten eine unabhängige Plattform für ihre Texte. Somit ermöglichen wir den Schreibenden einen ersten Schritt in die Öffentlichkeit. Unsere beiden Grafiker, David Lüthi und Mirko Leuenberger, sorgen dafür, dass das Ganze in einer ästhetischen Form daherkommt. Dabei steht bei uns der Text nicht über dem (Erscheinungs-)Bild oder umgekehrt, sondern wir streben ein Miteinander von Form und Inhalt an.
Wie wählt ihr aus? Autor vor Text, Text vor Autor?
Wer die Texte schreibt, das ist uns eigentlich gleichgültig. Der Text an sich muss überzeugen können, da kann ein Name noch so preisgekrönt sein, wenn der Text nicht passt, dann kommt er auch nicht mit Krönchen in die Zeitschrift.
Moralische, inhaltliche, formale Grenzen?
Das Interessante beginnt doch eigentlich da, wo Grenzen überschritten werden. Das ist jetzt aber etwas prätentiös gesagt, denn natürlich haben wir gewisse Wertmaßstäbe. Glücklicherweise sind wir uns innerhalb der Redaktion da nicht immer ganz einig, und so stellen wir unsere eigenen Kriterien in den Textsitzungen infrage. Grundsätzlich können wir aber sagen: Kein rassistischer, kein sexistischer, kein homophober, kein anderweitig diskriminierender Text wird es bei uns weit in der Auswahl schaffen. Ah ja, und 12 000 Zeichen sollte man auch nicht überschreiten.
Inhalt oder Form?
Huhn oder Ei.
Quoten bei der Textauswahl, Genres, Geschlechter, Themen?
Wir nehmen das, was kommt. Im Gegensatz zu anderen Literaturmagazinen arbeiten wir nicht mit thematischen Ausschreibungen, jede Ausgabe entsteht so erst durch die Texte, die wir erhalten. Wir versuchen in der Auswahl, möglichst divers zu bleiben, jedoch wird das natürlich auch über die Verteilung der Einsendungen bestimmt, mal bekommen wir viel Lyrik, mal weniger. Dramentexte hatten wir schon länger keine mehr, das wäre mal wieder schön. Auch punkto Genres sind wir offen, und ob »Giele« oder »Modis« oder etwas dazwischen, ist uns auch sehr egal.
Wie finanziert ihr euch?
Das Narr wird unterstützt von Migros Kulturprozent, dem Aargauer Kuratorium, der Kulturförderung Basel und der Sulger Stiftung. 2016 wurden wir mit dem Kunst- und Kulturpreis für Literatur des Kantons Solothurn ausgezeichnet, was auch einen finanziellen Zuschuss bedeutete. Ansonsten Verkäufe und Inserate, aber ohne Fördergelder (und leider auch ohne Freiwilligenarbeit) wären unsere Projekte nicht zu realisieren.
Welchem Autor, welcher Autorin würdet ihr ein Sonderheft widmen?
Diese Frage würde wohl wieder zu einem ausufernden Streit in der Redaktion führen. Deshalb retten wir uns jetzt mit dieser Antwort: Unsere Hefte sind in ihrer Einzigartigkeit sozusagen immer Sonderhefte, die unseren Narr-Autor*innen gewidmet sind.
Wer sollte euer Magazin einmal illustrieren?
Da unser Magazin in jeder Nummer eine*n Illustrator*in zu Gast hat, beantworten wir diese Frage auch jedes Mal anders.
Was hätte Marcel Reich-Ranicki über euer Magazin gesagt?
Ich küsse eure Augen.
Ist die Wahrheit oder die Lüge der Literatur immanent?
Ha ah ah ah ah
Ah ah ah ah-ah
Aah aah aah aah
Ah ah ah ah-ah
– Michael Holm, Tränen lügen nicht
Und was habt ihr abonniert?
Kann man zwar (noch) nicht abonnieren, aber die junge Literaturzeitschrift Glitter sollte man im Auge behalten. Oder die Menschen von der Comic-Zeitschrift Strapazin machen auch was ganz Gutes.
Was kommt als Nächstes?
Zu unserer nächsten Sondernummer wollen wir noch nichts Genaues verraten, aber mal so viel: Die Vogue wird neidisch dreinblicken. (Mit dem »Das Verlag« fahren wir ab 2019 nun noch eine weitere Schiene, die unser Literaturmagazin ergänzen wird, aber nicht in Form von Sondernummern, sondern mit eigenständigen Publikationen, was uns wiederum erlaubt, neue Gefilde anzusteuern.)
– René Frauchiger, Lukas Gloor, Selina Hauswirth, Daniel Kissling, Mirko Leuenberger, David Lüthi, Jan Müller, Adam Schwarz