Ruth Feindel:
Nicolas Mathieu: Wie später ihre Kinder. Hanser Berlin, 2019
»Geld hatte wirklich eine unfassbar integrative Wirkung, machte aus Dieben Aktionäre, aus Drogenhändlern Konformisten, aus Zuhältern Händler. Und umgekehrt.«
1992 – 1994 – 1996 – 1998: Vier heiße, kondensierte Sommer durchrauscht man mit Anthony, Hacine und Steph, die in einer abgehängten französischen Kleinstadt erwachsen werden. Ein Sohn marokkanischer Einwanderer, ein französisches Arbeiterkind, die Tochter des Autohändlers und Kulturbügermeisters. Es geht um Gefühle, Sex, Geld, Eltern und Grenzen, die vom Außen ins Innen verlegt werden. Sieger bleibt der Klassismus.
Peter Wohlleben: Hörst du wie die Bäume sprechen? Eine kleine Entdeckungsreise durch den Wald. Oetinger, 2017
Ein Förster erzählt vom geheimen Leben der Bäume, warum auch Baumkinder in die Schule gehen und wie das Pilz-Internet des Waldes funktioniert. Ein Buch, das nicht nur Kinder begeistert, sondern auch Eltern in Staunen versetzt. Gibt es außerdem als Hörbuch, toll gelesen von Hans Löw – so lassen sich selbst weihnachtliche Zug- und Autofahrten überstehen.
Nina Peters:
Jens Brüning (Hg.) / Gabriele Tergit: Wer schießt aus Liebe? Gerichtsreportagen. Das Neue Berlin, 1999
Im Sommer die über ein Jahrhundert gespannte Geschichte zweier jüdischer Familien gelesen, Effingers (Schöffling Verlag) von Gabriele Tergit, eine detailgenaue Chronik von der Gründerzeit bis in die Nachkriegszeit, auffallend die feinen Figurenzeichnungen, die ihren Ursprung wohl in Tergits Gerichtsreportagen aus den 20er-Jahren haben.
Jan Wenzel in Zusammenarbeit mit Jan-Frederik Bandel, Anne König, Christin Krause, Elske Rosenfeld, Andreas Rost, Wolfgang Schwärzler, Monique Ulrich und Anna Magdalena Wolf: Das Jahr 1990 freilegen. Wolf Spector Books, 2019.
Doris Plöschberger:
Zadie Smith: Die Botschaft von Kambodscha. Kiepenheuer & Witsch, 2014
Ein Federball, eine Murmel, ein Wellness-Center und knappe 60 Seiten. Mehr braucht Zadie Smith nicht, um eine Geschichte moderner Sklaverei zu erzählen. Und ganz nebenbei entsteht ein Londoner Vorortporträt, wie es konziser nicht sein könnte.
Lauren Groff: Florida. Erzählungen. Hanser Berlin, 2019
Nonnen schlurfen in Gesundheitsschuhen durch Bunker; kleine Mädchen werden auf einer Insel ausgesetzt; ein Vater fängt Schlangen und Krokodile und pflegt sie zu Hause in der Badewanne. Man möchte auf keinen Fall dorthin reisen, wo diese Erzählungen spielen, allesamt in Florida, aber ihr Sog und ihr Sound sind unwiderstehlich.
Demian Sant’Unione:
Tarjei Vesaas: Das Eis-Schloss. Guggolz, 2019
Seit der unnachahmlichen Eloge meiner lieben Kollegin Susanne Gretter in unserem Suhrkamp espresso zu norwegischen Büchern steht dieser Roman ganz oben auf meiner Liste – in den Weihnachtsferien nehme ich mir endlich die Zeit dafür.
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Jackie Thomae: Brüder. Hanser Berlin, 2019
Ich gebe zu, ich musste schon mal reinlesen – und freue mich, Jackie Thomaes Roman nun weiterzulesen. Die Verflechtung deutscher Ost-West-Geschichte mit Fragen, die sich Nicht-Weiße hierzulande täglich und noch immer stellen müssen – dies aber ohne moralischen Unterton und nur als Hintergrund einer gut erzählten Geschichte, ist vielversprechend, zeitgemäß und wird mich sicherlich weiterhin gut unterhalten.
Dorothea Studthoff:
Adalbert Stifter: Sämtliche Erzählungen nach den Erstdrucken. dtv, 2017
»Stifter ist auf den längsten Strecken seiner Prosa ein unerträglicher Schwätzer, er hat einen stümperhaften und, was das Verwerflichste ist, schlampigen Stil und er ist tatsächlich außerdem auch noch der langweiligste und verlogenste Autor, den es in der deutschen Literatur gibt.«
Ich habe viel zu lange in meinem Leben auf Thomas Bernhard gehört.
Marie von Ebner-Eschenbach: Lotti, die Uhrmacherin. Reclam, 1999
Wenn Lotti, die Uhrmacherin auch nur annähernd so gut ist wie Das Gemeindekind, nämlich eine sauber strukturierte, schwungvoll getaktete Geschichte, voller Verve und Trauer, Musik und Melancholie und brillant erzähltem Slapstick, dann mache ich mir überhaupt keine Sorgen um meine Weihnachtsunterhaltung.
Jacob Teich:
Ben Lerner: Abschied von Atocha. Rowohlt, 2013
Nach wiederholter Empfehlung (danke, danke) im letzten Urlaub 22:04 von Ben Lerner gelesen und mich diebisch darüber gefreut, wie elegant das ist (kann man gar nicht nacherzählen, ich zumindest nicht). Jetzt also der Vorgänger und dann der Rest.
Edit N°78/79. I do not ask you who you are not. Herbst 2019
Dank ihres doppelten Umfangs bin ich noch gar nicht dazu gekommen, die aktuelle Edit komplett zu lesen. Mit den rosa Essays sieht sie diesmal auch besonders hübsch aus. Vielleicht will ich das jetzt immer so.
Juliane Weiß:
Cemile Sahin: TAXI. Korbinian Verlag, 2019
Über eine Mutter, die ihren Sohn im Krieg verlor, und einen, der ihn ersetzen soll. Sowohl das Romandebüt der Autorin als auch des 2015 gegründeten Verlags.
Reyhan Şahin aka Dr. Bitch Ray: Yalla, Feminismus! Tropen, 2019
Die promovierte Linguistin, Performance-Rap-Künstlerin und alevitische Muslimin spricht über Sexualität, den Islam und Antirassismus.
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Martina Wunderer:
Anna Lowenhaupt Tsing: Der Pilz am Ende der Welt. Über das Leben in den Ruinen des Kapitalismus. Übersetzt von Dirk Höfer. Matthes & Seitz, 2018
Monique Wittig: The Straight Mind and Other Essays. Beacon Press, 1992
Enis Maci schrieb über das Björk-Konzert am 16. November in Esch-sur-Alzette, Luxemburg, in der Süddeutschen Zeitung: »Man könnte denken: Anna Lowenhaupt Tsing, oder: Donna Haraway, oder: Annie Sprinkle, oder: Monique Wittig, oder: Luise Meyer, oder: Anni Albers. Gerade als Schriftstellerin und Poplümmel ist man verführt, an Autorinnen, Weberinnen, Denkerinnen zu denken, an Frauen, die man kennt, denn: Man will nicht alleine hier sein, man hielte diese Schönheit alleine nicht aus, Gott sei dank gibt es diese Frauen, und die Begleitung.« Sofort wollte ich alles von diesen Frauen lesen und dabei noch mal die Alben von Björk hören, um an dieser imaginären Gemeinschaft teilzuhaben und nicht länger allein zu sein.
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