Neun Studierende am Institut für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft in Hildesheim sind von 1.–5. Juli in Klagenfurt unterwegs. An ihrer Uni haben sie am Seminar Schriftstellerinszenierung beim Ingeborg-Bachmann-Preis teilgenommen. Beim Wettlesen in der Stadt, im Strandbad am Wörthersee und auf diversen Partys setzen sie gemeinsam mit ihrer Kursleiterin Alina Herbing ihre Studien fort. Einschätzungen, Einblicke und Erkenntnisse dokumentieren sie in Wort und Bild, nachzulesen und anzusehen im Logbuch.
Die Autorenporträts: Flanierende Schönheiten, Kritikerfallen und Rumble in the Jungle: Die Porträts dienen 2015 nicht nur der Autorenvorstellung, sondern leiten zugleich die Texte ein. Während Dana Grigorcea im roten Sommerkleid lieber läuft, als Straßenbahn fährt, beweist Teresa Präauer im Affenkostüm Rhythmusgefühl.
Die Texte: Ein bisschen Heimat, ein bisschen Zarathustra und gelungener Pop. Am dritten Tag beeindrucken die Sprache und Vielschichtigkeit der Texte. Oh, Schimmi ist wahrscheinlich der Publikumsliebling. Teresa Präauers Text, der auf der Phrase »Sich- zum-Affen-machen« basiert, amüsiert die Zuhörer. Anna Baar setzt in ihrem Romanauszug Die Farbe des Granatapfels nicht auf Witz, sondern auf Emanzipation durch Sprache. Dana Grigorcea überzeugt mit Das primäre Gefühl der Schuldlosigkeit zum Schluss mit Selbstironie und feingezeichneter Ostalgieprosa, während Jürg Halter (Erwachen im 21. Jahrhundert) den Tag gleich mit einer Moralkeule eröffnet – ein Text zwischen göttlicher Schöpfungsperspektive und einem Mann, der morgens aufsteht.
Vorlesen: »Danke für die Einschätzung, ich werde das mit Jean Ziegler besprechen.« Jürg Halter reagierte als einziger Autor des Bachmannpreises 2015 direkt auf die Jury. Sie hatte seinen Vortragsgestus mit Ziegler auf Schlaftabletten verglichen.
Die Jury: Krieg und Frieden: Juri Steiner freute sich über späte Sympathiebekundungen seitens Klaus Kastbergers, während Hildegard Keller die treffendsten Jurykommentare des Tages (»Ich tappe nicht in die Metaphysikfalle.«) durch den Raum fächerte.
Das Publikum: Malle-Feeling in Klagefurt: Statt mit Handtüchern wurden Sitzplätze mit Programmheften besetzt, während man sich in der Cafeteria an Schweizer Wurstsalat und Kasnudeln labte.
Frage des Tages: »Was ist denn los mit dem österreichischen Mann?«
Die Überraschung des Tages: Auf Stefan Gmünders Nachttisch liegt offenbar die Biographie Muhammad Alis. Als Einzigem fiel ihm das Ali-Zitat (»Ich habe mit einem Alligator gerungen und einen Wal gewürgt. Ich hab dem Blitz Handschellen angelegt und den Donner eingesperrt.«) in Präauers Affenprosa auf.
Was sonst noch geschah: Am Abend zuvor weigerte sich Tex Rubinowitz im Lendhafen beharrlich, Pretty Woman aufzulegen.
Wunsch ans nächste Jahr: Gebt Hildegard Keller einen eigenen Ventilator, sonst hat sie bald einen Fächerarm.
Alle Bilder: © Aline Gallas & Virginia Brunn