In Väter untersuche ich unter anderem, wie Traumata von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden. Und wie man diesen toxischen Prägungen entkommen kann, auch dann, wenn man in einem konservativen Umfeld aufgewachsen ist – dazu gehören in Väter problematische Geschlechterrollenbilder, Konkurrenz- und Überlegenheitsgefühle, patriarchale Strukturen und typisch deutsche Denkfiguren. Um diese Strukturen abzubauen, sind für den Ich-Erzähler des Romans Freund:innenschaften und Beziehungen wichtig, Körperlichkeit und positive Körperselbstwahrnehmung. Einen wichtigen Ausweg bietet ihm dabei Musik. Der Roman erzählt nebenbei auch eine Art Coming-of-Age-Geschichte anhand von Songs. Hier die Playlist dazu, die zurückreicht zu Liedern, die der Ich-Erzähler in den frühen neunziger Jahren als Zwölfjähriger für sich entdeckt. Einige dieser Songs (und vor allem die ihnen zugehörigen Musikvideos) sind nicht gut gealtert … male gaze an jeder Ecke. Blickt man von heute aus auf diese Videos, kann man nebenbei darin patriarchale Prägungsmuster in und durch Popkultur studieren (und das nicht nur in den Bildern).
Herbert Grönemeyer: Flugzeuge im Bauch
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»Wenn Grönemeyer in Flugzeuge im Bauch vom Schmerz des Verlassenwerdens singt, kann ich mich darin wiederfinden oder zumindest eindenken, selbst wenn ich zu dem Zeitpunkt noch nie verlassen wurde.«
Genesis: I Can’t Dance
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»Genesis gefällt mir erst nur halb, ich lasse mich ein bisschen anstecken von Piet, der den Song No Son of Mine liebt, ich kann mich für I Can’t Dance begeistern, als es wenige Monate später erschein: I can’t dance / I can’t talk / only thing about me is the way I walk, diese Schüchternheit, die ein nerdiges, ironisches Selbstbewusstsein aus der eigenen Ungelenkigkeit zieht, spricht mich unmittelbar an.«
The Beatles: I’m Happy Just To Dance With You
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»Diese klar komponierten, Liebesgefühle in einfache, gültige Formeln verwandelnde Stücke berühren mich damals sehr, sie haben etwas Unschuldiges an sich – sie erzählen davon, sich zu einem Menschen hingezogen zu fühlen, aber strahlen keine offen sexuelle Energie aus.«
The Cure: Lullaby
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»Spiderman kenne ich nur als diese Superhelden-Comicfigur, dass er hier in einem Schlaflied als Monster auftaucht und seine Schatten- oder Nachtseite offenbart, dass dies gleichzeitig aus der Sicht seines Opfers erzählt wird und dass dieses Opfer mit der Einverleibung einverstanden zu sein scheint, sich jedenfalls nicht in heller Panik abwendet, das alles kann ich aus den Fragmenten, die ich von dem Songtext aufschnappe, und der Stimmung dieses Liedes heraus verstehen.«
The Doors: People Are Strange
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»Das seltsame Plattencover von Strange Days zieht mich genauso an wie die freakigen Keyboardsounds, der Predigergestus und die bestechend klare Stimme von Jim Morrison.«
Nirvana: Smells Like Teen Spirit
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»Monoton, eingängig, irgendwie kaputt, nicht nur die Gitarren sind verzerrt, sondern stellenweise auch die Stimme des Sängers, es erinnert mich entfernt an Heavy Metal, aber anders als bei Songs von AC/DC oder Metallica, die ich von einigen meiner Freunde kenne, ist hier alles ohne dieses hohle Pathos vorgetragen, weniger männlich, dafür unendlich viel cooler.«
Roxette: Spending My Time
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»Dann macht Piet Spending My Time an, und plötzlich, wie auf ein verabredetes Zeichen hin, tanzt er mit Lisa, Jens mit Nasti und Florian mit Nathalie, und sie tanzen viel dichter als sonst, viel langsamer, quasi träumerisch, als hätten sie sich abgesprochen, was aber sicher nicht der Fall ist, sie haben die Arme umeinandergelegt, das ist jetzt wohl dieser Engtanz, alle grinsen ein bisschen verschämt, aber alle scheinen das zu genießen.«
PJ Harvey: Rid Of Me
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»Als wir bei ihr ankommen, macht sie eine Kassette an, ich kenne die Musik nicht, harte E-Gitarren-Riffs, verzerrte Basslines, reduziert und direkt, vor allem die Stimme fasziniert mich sofort, dieser abrupte Wechsel von zart zu kratzend, lick my legs, I’m on fire / lick my legs of desire, singt die Frau, in der Stimme liegt eine Dringlichkeit, es ist mehr ein Schreien als Singen, das abrupt kontrastiert wird von ihrer ruhigen, sonoren Singstimme, yeah, you’re not rid of me … / I’m gonna twist your head off, see.«
Aimee Mann: Save Me
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»If you could save me / From the ranks of the freaks / Who suspect they could never love anyone – treffender kann man mein Gefühl in Bezug auf Anne nicht ausdrücken.«
Giora Feidman: Ele Chomdo Libi – Yismechu Hashamayim (May the Heavens Rejoice) – Yossel Yossel
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»Das sei Klezmer, sagt Anne, Giora Feidman heiße der Musiker, beide sind wir uns einig, dass in der Musik aller Schmerz und alle Schönheit der Welt liegen.«
Massive Attack: Karmacoma
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»Manchmal kann ich, wenn ich die Augen schließe, die Jazz- und Elektromusik, die wir in unseren Zimmern meist auf Mixtapes, manchmal auf Platten oder CDs hören, als visuellen, mehrfarbigen Strom aus den Boxen unserer Anlagen in den Raum streamen sehen.«
Arcade Fire: Wasted Hours
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»[…] das Lesen als Anker gegen den Horror Vacui und die Langeweile und Überfülle an Zeit der Jugend, all those wasted hours we used to know / spent the summer staring out the window, wie Arcade Fire später singen, 1997 jedenfalls noch halbwegs ungestört von den Verlockungen, dem niedrigschwelligen, einem stets entgegenglosenden Sog digitaler Endgeräte, if I could have it back / all the time that we wasted / I’d only waste it again […].«
The Beatles: And I Love Her
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»Der satte Klang über die Kopfhörer hat etwas Überwältigendes, ich stehe mit den Musikern im Studio, denen ich am Abend zuvor noch beim Entstehen ihrer Songs zusehe, und fahre zur selben Zeit am Neuköllner Zweigkanal entlang.«
Playlist (Laufzeit: ca. 50 Minuten)
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