In Nicolas Mahlers Comic Alice in Sussex (frei nach Motiven aus Lewis Carrolls Alice im Wunderland und H. C. Artmanns Frankenstein in Sussex) befindet sich Alice, anders als bei Carroll, nicht im Wunderland, sondern in einem tiefen Haus unter der Erde. Dort begegnet sie in verschiedenen Stockwerken den bekannten Schöpfungen Carrolls: der pfeiferauchenden Raupe, der grinsenden Katze, der Suppenschildkröte und anderen mehr. Für die Ausstellung SINNESRAUSCH – Alice verdrehte Welt im OÖ Kulturquartier in Linz hat Nicolas Mahler sieben Figuren seines Comics als Skulpturen nachbauen lassen. Wir haben mit dem Comiczeichner und Illustrator darüber gesprochen.
Warum wollten Sie Ihre gezeichneten Figuren als Skulpturen nachbauen lassen?
Comics lassen sich in Ausstellungshäusern nicht sehr gut präsentieren, meist sind die Räume zu groß und die Originalzeichnungen zu klein. Als das OK, Offenes Kulturhaus Oberösterreich, wegen der Alice-Ausstellung anfragte, kam mir deshalb die Idee, den Raum mit überdimensionalen Figuren, ergänzt um einige Originalseiten und Skizzen, zu füllen. Die Kratzbaum-Szene aus dem Buch bot sich für diese große Skulptur an.
Haben Sie das zum ersten Mal gemacht?
Ich habe in meinen Ausstellungen auch immer wieder kleine Skulpturen präsentiert, in dieser Größe ist es aber etwas Neues für mich.
Wie haben Sie die Modelle erarbeitet?
Ich habe zuerst kleine Modelle (wirklich nur ein paar Zentimeter hoch) mit der Kinderbastelmasse Fimo angefertigt und bemalt. Siegfried Böttcher bekam von mir diese Mini-Fimo-Modelle mit der Bitte, sie größer und genauer nachzubauen. Das hat er früher schon einmal für eine Ausstellung in der Caricatura Kassel gemacht, und das Ergebnis hat mich damals sehr überzeugt. Er bildet sogar die Druckstellen meiner kleinen Fimo-Figuren so genau nach, dass man meinen Daumenabdruck noch erkennen kann.
Wie war es, Ihren eigenen Figuren vis-à-vis gegenüberzustehen?
Also emotional tut sich da nichts bei mir, wenn die Frage darauf hinauslaufen soll … Ich baue ja keine besondere Beziehung zu meinen Figuren auf, die passieren einfach und sind rein künstlich. Es ist aber natürlich sehr interessant, um die Figuren herumzugehen. Das ist dann so eine Art sehr altmodische VR (Virtual Reality).
Nach welchem Prinzip sind die Skulpturen im Raum angeordnet? Interagieren sie miteinander?
Die Alice-Figur hat die Beobachterposition im Raum, der Ausstellungsbesucher kann ihren Blickwinkel einnehmen, wenn er hinter ihr steht. Im Unterscheid zu Alice kann der Betrachter aber natürlich um die Figuren auf dem Kratzbaum herumgehen, Alice ist im Raum festgenagelt.
In Ihrem Comic versetzen Sie Alice aus dem Wunderland in ein Haus unter der Erde. Für die Ausstellung haben Sie die zweidimensionalen Figuren in den Raum, die Dreidimensionalität versetzt. Was reizt Sie an solchen Transfers?
So eine Übertragung ins Dreidimensionale ist interessant für mich, weil ich so endlich sehen kann, wie manche Figuren von vorne aussehen. Extrem stilisierte Figuren funktionieren ja oft nur von der Seite, die Vorderansicht vermeide ich da eher. Jetzt könnte man den Figuren das erste Mal direkt in die Augen blicken, wenn sie welche hätten. Die Maus hat übrigens wirklich Augen, zumindest als Skulptur. Diese Freiheit hat sich Siegfried Böttcher herausgenommen, ich war überrascht davon, finde es aber sehr gut.
Welchen Figuren würden Sie gern ebenfalls eine plastische Gestalt geben?
Interessant wäre es vielleicht, den kleinen Prinzen samt seinem Planeten nachzubauen. In Originalgröße!
Was passiert nach der Ausstellung mit den Skulpturen?
Diese Frage beschäftigt mich auch sehr! Mein Stauraum zu Hause ist doch sehr beschränkt. Falls also ein Sammler mitliest: Angebote sind willkommen!