Ich war eingeladen bei Erik Spiekermann, dem Großmeister der Schriftgestaltung, in seine Werkstatt in Berlin, genauer gesagt, in seine Druckerei, zum Drucken. In der Vorfreude auf die Werkstatt, das Werkzeug, die Maschinen verhielt ich mich zunächst so wie damals, als ich selbst noch ein Handwerker war – ich schmierte Brote, packte eine Brotbüchse, etwas zu trinken und Arbeitssachen ein, ich bereitete mich vor … Bis zuletzt wusste ich nicht, was mich eigentlich erwarten würde; ich wollte kein Grünschnabel sein. Im Vorfeld war lediglich von festem Schuhwerk die Rede gewesen. Dann die Druckerei. Das Geräusch der Maschine und ihre Schwere: beruhigend bis ins Mark. Die Erklärungen Spiekermanns, den ich sofort Meister nannte, ganz der alten Gewohnheit folgend – plötzlich war ich wieder ein Lehrling. Meister Spiekermann erklärte mir die Maschine, die Lage des Papiers, das Einstreichen der Druckerschwärze, das Auswischen überschüssiger Schwärze auf der Druckplatte – dort stand mein Text, und genau genommen war es das Auswischen meines Textes, eine letzte Säuberung, bevor er das Papier berühren und lesbar werden würde. Ich drehte an der Kurbel der Druckerpresse und stand gut in meinen Arbeitsschuhen. Jedes Blatt wurde einzeln eingelegt. Das Papier fasste sich gut an, starke, saubere Bögen. Wir druckten eine kleine Auflage, 50 Stück. Nach ein paar Jahrzehnten Schreiben durfte ich wieder ein Handwerker sein, und das mit meinen eigenen Texten. »Er fühlte etwas wie ein Heimweh nach Arbeit. Eine körperliche, wie eingeborene Sehnsucht, die beinah in Vergessenheit geraten oder, mehr noch, vollkommen verschüttet worden war.« Wie Ed in Kruso spürte ich die Lust an der Arbeit, die Lust am Umgang mit den Dingen, in der Werkstatt, an der Werkbank. Die Arbeit gelang, und am Ende hat Meister Spiekermann von meinen Stullen gegessen.
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