1. Nach welchem System ordnen Sie Ihre Bücher?
Als gröbste Scheidung wäre zu nennen: Belletristik und Alles Andere. Alles Andere erfährt unscharfe und teils willkürliche Unterteilungen nach Sach-, Fach- und praktischen Anwendungsgebieten (à la Womit topfe ich meine Zimmerpflanzen um, Wann rochiere ich kurz oder lang sowie Wie stricke ich einen Färöer-Schal). Der Belletristik werden auch Briefe, Auto- und andere Biografien zugeschlagen, sofern ihr Sub- oder Objekt Verfasser_in von Belletristik war oder ist. Die belletristische Ordnung hat eine Evolution durchlaufen – ungeordnet-weil-überschaubar, alphabetisch und nach Genre getrennt, chronologisch nach Erscheinungsdatum – und ist seit einigen Jahren angelangt auf ihrer vorerst überlegensten Stufe, die die Vorzüge der beiden vorausgegangenen zusammenführt: chronologisch nach Autorgeburtsjahr. Zeit- und Epochenverwandtschaften treten hervor, was mehr Erkenntniswert zu bieten hat als die alphabetische Sortierung, und alle Werke einer Autorin, eines Autors stehen beisammen.
2. Welches Buch lesen Sie gerade?
Thomas Bernhard Verstörung. Angelesen, als quasi Lektüre-Nebenfrauen, liegen herum: Eliot Weinberger Das Wesentliche, Jürgen Eggebrecht Huldigung der nördlichen Stämme, Yoko Tawada Etüden im Schnee, Djuna Barnes Nachtgewächs, Julia Veihelmann Die Grundprinzipien der Navigation, Clemens J. Setz Glücklich wie Blei im Getreide. Nein, ich lese nicht viel, vielmehr lese ich wenig, deshalb ja diese Warteliste, inmitten des Sesselstaubs.
3. Wie weit reicht Ihre Sammlung zurück?
Ich möchte lieber von einer Ansammlung sprechen. Bis Homers Odyssee. Bis Ik gihorta dat seggen, dem Hildebrandslied. Bis zum großen Elefanten, Herrn Löffel und Frau Gabel und dem Mausbarbier von Christian Morgenstern.
4. Welche Bücher liegen Ihnen besonders am Herzen?
Mein Tagebuch.
Alle, die die Antwort auf die Frage »Und was ist Ihr Lieblingsbuch/ -schriftsteller?« abgeben könnten, mir aber, induziert durch eben diese Frage, nie einfallen. Obige Fragenvariante zieht wenigstens schon die Nicht-Monogamie in Betracht.
5. Welches Buch hat Ihr Leben verändert?
Alle, von denen ich je erfuhr. Logisch betrachtet. Alle. Chaostheoretisch betrachtet.
6. Welches Buch haben Sie zuletzt verschenkt?
Aus naheliegendsten Gründen: mein eigenes, manual numerale.
7. Wer soll Ihre Bücher einmal bekommen?
Ich nehme sie als Grabbeigaben mit. Falls das nicht gehen sollte: die Einrichtung von Friedhofsbibliotheken, bestückt mit den Büchern dort Begrabener, fände ich gut. Wo sonst kann man umgeben von anderen so ungestört lesen?
8. Wie sieht/sähe Ihre ideale Bibliothek aus?
Bei ‚Bibliothek’ denke ich immer zuerst an einen Ort, einen Raum. Daraus speist sich mein Ideal, einen solchen Raum zu haben, einen Extraraum, voller Bücher als einer Art Rundum-Wärmedämmung. a) ein Raum, und b) die Bücher (quantitativ) setzten jedoch auf der anderen Seite eine Entfernung von beiden voraus: ich müsste tagsüber aus dem Haus und einem einträglichen Job nachgehen statt Bücher zu schreiben. Insofern will ich hochzufrieden sein mit dem bisherigen Kompromiss und der Stadtteilbibliothek gleich gegenüber.