Ich komme schon einen Tag früher an, am Samstag, auch wenn der 25. Klagenfurter Literaturkurs erst Sonntag beginnt. Aus Angst, etwas zu verpassen. Eine Angst, die mir in der nächsten Woche den Schlaf rauben wird. Aber am ersten Abend, noch ganz alleine in Klagenfurt, ist es schön, ein wenig durch die Stadt zu laufen und sich umzusehen, bevor also der Literaturbetrieb hier eintrifft. Die Straßen sind leer, und die Bars in der Innenstadt sind fast alle zu.
Tag 1 bis 3 sind wir erst einmal unter uns. Wir, das sind die 9 Stipendiat*innen, die von den drei Tutor*innen in diesem Jahr zum Literaturkurs eingeladen wurden.
Wir verbringen diese ersten Tage damit, genau zu schauen, wer wann sein*ihr Gespräch hat, weil fast niemand von uns alleine eine Viertelstunde durch die Hitze vom Hotel zum Museum laufen will, vor allem aber auch, weil wir alle große Lust haben, die Zeit gemeinsam zu verbringen und uns kennenzulernen. Wir tauschen uns mit den Tutor*innen aus und danach über sie. Nachmittags gehen manche schwimmen, abends gehen wir zusammen auf Veranstaltungen. Später trinken wir Bier im Theatercafé und bereiten uns gegenseitig auf die Lesung am dritten Tag vor, nehmen einander die Angst vor dem Publikum und stellen uns auf das Eintreffen der Horden an Agent*innen, Lektor*innen und Verleger*innen ein, die uns versprochen wurden und von denen ich vorher so viel gehört hatte.
Tatsächlich ist die Lesung dann aber eher eine kleine, fast familiäre Angelegenheit. Unsere Tutor*innen sind da, dann noch Heimo und Nina vom Musil-Museum. Hieran merken wir zum ersten Mal, dass Corona noch nicht wirklich vorbei ist. Danach gehen wir alle zusammen zur Auslosung der Lesereihenfolge, und auch wenn es dort etwas voller ist, erzählen mir Leute in den nächsten Tagen, dass es sehr viel leerer wäre als in den Jahren zuvor. Viele sind im Urlaub oder eben krank.
Tag 4 beginnt mit den Lesungen, und am Ende des Nachmittags habe ich einen Favoriten. Das wird sich an den nächsten Tagen wiederholen. An Tag 5 habe ich eine neue Favoritin und am letzten Lesetag dann einen neuen, und ich glaube, es liegt daran, dass es alles so viel ist, so viel Literatur und so viel Drumherum, und ich einfach den Überblick verliere und mich am Tag darauf schon nicht mehr an die Texte vom Vortag erinnere. Das viele Drumherum, das sind Buffets in Schlossgärten, abendliche Quizveranstaltungen, die schon in der Fragestellung einen oder zwei Masterabschlüsse voraussetzen, und Gespräche mit Leuten, in denen es doch immer nur um Literatur geht. Im Rückblick nachvollziehbar, bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur, aber in dem Moment dann auf Dauer doch etwas viel.