Vor knapp vierzig Jahren ist das Buch Die Abschiede von Friederike Mayröcker erstmals erschienen. Helmut Heißenbüttel hat es damals für den Deutschlandfunk in »Bücher im Gespräch« besprochen (22.2.1981).
Der Satz beginnt mit den Worten: »Indes der Abend zu sinken beginnt« und endet: »[…] es verwirrten sich ihm die Sinne im flirrenden Sonnenlicht und er könne so nicht mehr unterscheiden ob ein Wind ihm gefächelt habe oder ein plötzlicher Regen auf ihn herniedergefallen sei oder ob der weiße Schirm ein Sonnenschirm / ein Schnee.« Der Satz ist 250 Seiten lang und umfaßt den Text des letzten Buchs von Friederike Mayröcker, 1924 in Wien geboren, das den Titel Die Abschiede trägt. Ein langer Satz, vielleicht sogar der längste Satz der deutschen Literatur. Ist es ein Satz? Die Frage ist möglicherweise anders herum zu stellen. Schon früher war eine gewisse Abneigung Friederike Mayröckers gegen den Satzendpunkt, den einfachen Punkt festzustellen. So ist in Heiligenanstalt (1978) die Unregelmäßigkeit, mit der dieser Punkt eingesetzt wird, eher mit dieser Abneigung zu erklären als mit syntaktischen Argumenten. Ist es die Scheu vor dem Abschließenden, das dieses Satzzeichen verkörpert? Jedenfalls läßt sich die Verwendung anderer Satzzeichen, die auch nicht immer schulgrammatischen Regeln folgt, eher strukturell vom Redefluß her, aus der Gliederung des jeweils ganzen Absatzes heraus, erklären. Es gibt Kommata, Schrägstriche, Klammern, Ausrufungszeichen, Fragezeichen, Gedankenstriche, es gibt den Punkt verdoppelt, waagerecht und senkrecht, es gibt das Mittel der Heraushebung durch Kursivsetzung oder durch Kapitälchen, aber nur einmal, am Ende, den einfachen Punkt, und dort auch noch mitten im, wie es scheint, Satz.
Ist es erhellend oder gar wichtig, wenn ich so mit einem grammatischen Problem anfange? Berühre ich, in dem Bemühen dieses letzte Buch für lesewillige Leser zu vermitteln, eine Randerscheinung, suche ich lediglich einen Einstieg oder treffe ich auf etwas Zentrales? Ich meine, daß solche Fragen ihre Berechtigung darin finden, daß Friederike Mayröckers Kunst von Anfang an auf ein nur schwer trennbares Ineinander von formal-grammatischer und ausdrucksmäßiger Fragestellung gerichtet war. Daß in diesem Text, dessen Entstehungsdauer von April 1978 bis Januar 1980 angegeben ist, das einmalige Punktsetzen mit dem Titel Die Abschiede korrespondiere, kann Absicht sein, aber auch etwas, das ich nur hineinlese. Wichtig und unbestreitbar ist dagegen eine Feststellung, die sich aus dieser ersten ableiten läßt, daß nämlich dieser Text ausgezeichnet ist durch seinen ununterbrochenen und kaum unterbrechbaren Sprachfluß.
Für dieses Fließen ist der Gebrauch der Satzzeichen ein Indiz. Die Satzzeichen halten sich ebensosehr an ihre grammatische Funktion wie an die als Redeakzente, ja sie markieren aufs Ganze gesehn eher Verhaltungen, Beschleunigungen, Retardandi usw. als syntaktische Gliederung. Ein Beispiel […]: »ich rufe SCHWANENFLAUM ACH ENTZÜNDLICHE FORMEN, Abzeichen Ihres Verlangens : übermäßiges Auge .. wildernde Muse / welch rotes Küssen, und züchten .. zärtlichste Zote, sanftes Reptil züngelt in den Windungen meines Ohrs / etwa ein Plätzchen und nackt wie Splitter«.
Ich habe diese Stelle, die für viele andere mögliche Zitate stehen kann, auch deshalb gewählt, weil sie veranschaulicht, wie die Satzeichen nicht nur in der sozusagen waagerechten Strukturierung über die Funktion von syntaktischen Gliederungselementen hinausgehen, sondern ebenso ein Auf und Ab des Textes kennzeichnen, eine Bewegung oberhalb und unterhalb einer gedachten Grundlinie, sozusagen Aufgaben einer musikalischen Tabulatur mit übernehmen. Die Satzteile: »übermäßiges Auge« – »wildernde Punkte« – »welch rotes Küssen« – »und züchten« – »zärtlichste Zote« stehen nicht auf einer Ebene. Sie sind zwar in einer festgelegten zeitlichen Abfolge zu lesen, doch zugleich wie übereinander gestellt; geben dem Text jedenfalls erst so, in diesem Zugleich von Nebeneinander und Übereinander seine gegenständliche Struktur.
Was für die Mikrostruktur des Textes gilt, wiederholt sich in der Makrostruktur. Sätze und Satzketten entwickeln sich auseinander. Aber sie laufen nicht einfach ineinander fort, sondern bewegen sich ebenfalls in verschiedenen Ebenen, und zwar je nachdem, wie sie sich assoziativ, auch kalauernd, anregen, oder vom Inhalt her, von einer ausgesprochenen Meinung, Ansicht, Mitteilung, oder ob sie ganz weit einem dem Textablauf zu unterlegenden Gefühlsstrom zu folgen suchen. Dieser assoziativ wie semantisch wie symbolisch und emotional gesteuerte Verlauf ist in sich gegliedert durch sowohl parallel laufende wie sich überkreuzende Kennworte oder Wortgruppen, aber auch wiederholte Inhalte aufeinander bezogene oder variierte Motive. Sprachliche Leitmotive jeder Kategorie, so könnte man sagen, akzentuieren und tragen den Text, transportieren ihn weiter.
»Aufwallungen der Zunge / als Taschist ein Opiumesser /« heißt es auf Seite 61. Diese Wortgruppe »als Taschist ein Opiumesser« taucht nun in verschiedenen Zusammenhängen auf, hängt diese Zusammenhänge aneinander, verändert aber auch den eigenen Bedeutungshof, je nachdem, in welcher Umgebung sie auftaucht. Auf Seite 98/99 findet sich folgende Passage: »und als ich Sie einmal fragte wie Ihr Verhältnis zu einer gemeinsamen Freundin gerade sei, flüsterten Sie zu mir, ACH SIE IST NUR EIN EBENBILD .. BEATRICE .. IST NUR EIN EBENBILD ..
.. und es war wie ans Fenster geklopft / vielleicht Drolerie /«. Es folgt ein Absatz über eine tote Katze, dann heißt es weiter: »eine Ergänzung! eine glühende Drolerie!«. Und nach einem weiteren Zwischenabsatz: »das Stück Kürbisschale in der Straße wie grünes Scherbenglas, die durchscheinend grünen Schneisen / die Drolerien, die grüne Farbe habe sich manchmal fortgepflanzt, an die Ränder des weißen Schreibpapiers«. Oder die Wortgruppe »die besondere Halbfigur« wird 2 Seiten weiter wieder aufgenommen im Zusammenhang mit einem anderen Wort. Es heißt zuerst: »außerorts, und die Sprache gegen das Fell streichen«, dann »also außerorts, und gefiederte Bilder, die besondere Halbfigur«. Und so weiter.
Ich glaube, diese Beispiele […] können hinreichend anschaulich machen, wie Friederike Mayröcker verfährt. Wobei schon Wörter wie »zärtlichste Zote«, »glühende Drolerie« oder »außerorts« anzeigen, in welchem semantischen Feld sich der Text bewegt oder in welche semantischen Bezüge er sich bereits weiterbewegt hat. Man könnte das Ganze auch als einen aus vielen ineinander überfließenden Briefen bestehenden Brief bezeichnen. Er ist von der Verfasserin gerichtet an Valerian, der sie verlassen hat. Von fern, gleichsam als Folie einer historischen Vergangenheit, die aber doch in ihrer Tonlage noch gegenwärtig ist, klingen Hyperions Briefe an Diotima an, wie sie Friedrich Hölderlin aufgezeichnet hat. Oder ist es nur der elegische Grundton, der eine Verwandtschaft ahnen läßt? Auf Seite 31 heißt es: »aber die Wirklichkeit, lieber Valerian, dieser Ansichtspostkarte von Ihnen, die jetzt als Tröstung kommt so lange nach Ihrem Abschied, stellt etwas wieder her das ich verloren geglaubt hatte in diesen letzten Tagen und Wochen : der anschwellende Pfeil DAS LACHEN ist ein Teil des Sprechens, nicht das Weinen!« Und auf Seite 43: »sie habe zu wiederholten Malen versucht, die Geheimnisse jenes eindringlichen Geschehens in ihrer Vorstellung wiederzuentdecken indem sie sich ihre Empfindungen bei seinen zum Abschied auf ihre Lippen gehauchten Küssen zurückzurufen trachtete«. Und gegen Ende, auf Seite 247: »und indem Sie ganz abwesend wirken nämlich mit einer schweren und zähen Sanftmütigkeit was mir wie bitterer Honig ins Herz sinkt, rufe ich LANGSAMER HIRSCHENSPRUNG ins dunkle Gezweig, und Trauerwirbel .. wo es doch regnete .. wo ich doch alle Nacht an Ihrer Seite lag .. wo wir einander doch immer so gut ergänzt, so innig verstanden hatten / wildernde Muse, welch rotes Küssen, und züchten«.
Der Angeredete, Valerian, es besteht keine Unklarheit über diesen Namen, wird angeredet in der dritten Person Plural, mit »Sie«, niemals mit dem vertrauteren »Du«. Das deutet, bei aller Nähe, Distanz an. Etwas Altmodisches spielt mit, ein Anklang an Briefe aus Urgroßmüttertagen, ein Tonfall wird nicht nachgeahmt, aber zitiert. Der Charakter des Zitats ist häufiger deutlich als ein bestimmtes Zitat. Wo man sich an etwas zu erinnern meint, ist es doch schon wieder ganz in den Fluß der Sprache, des Redens eingeschmolzen. Trotz des Abstand herstellenden »Sie« erscheint die Verbundenheit mit dem Angeredeten sehr eng, ja immer wieder die engste, die sich vorstellen läßt. Die beiden Frauennamen, die auftauchen, Beatrice und Giselle, stören den Eindruck dieser engsten Verbundenheit nicht, unterstreichen ihn noch. Nicht Eifersucht klingt an, wenn die anderen Frauen genannt werden, sondern die Gewißheit der Zugehörigkeit gewinnt über alles Erwartete hinaus eine Dimension hinzu. Geht es darum? Um den nicht enden wollenden Ausdruck der Zugehörigkeit? Der Zugehörigkeit und der Unerreichbarkeit? Welche Abschiede sind es, die der Titel benennt?
Man muß, so meine ich, davon absehen, daß das, was Friederike Mayröcker in diesem Buch versucht hat, sich auf irgendetwas bezieht, das wirklich ist. Hier erhält »die Wirklichkeit dieser Ansichtspostkarte«, die ich zitiert habe, einen besonderen Akzent. Auf Seite 138 heißt es: »brüllend und gurgelnd, vor Besessenheit, müsse die Sprache sein, jeder Satz müsse seine ihm gemäße Struktur aufweisen, geschwänzt gezwirbelt gezwitschert : so eigenwillig müßten die Wortbilder, und raketengleich, in die Höhe schießen, eine Verwandlung von Körper und Seele, ein Zusammenbacken und -kleben, gedankenvolles Stiefmütterchen : oder als wollten sich die Sätze nahtlos und wie von selber aneinanderreihen .. im Tau des Dezember solch Blumenwunder, -gewitter, bei wechselnder Stimmung, die perlenden Tropfen, eine neue fieberhafte ja ameishafte NERVENKUNST, die warmen brüllenden Stürme ums Haus, das stampfende Herz des Neurotikers, die Dämmerung schon um die Mittagsstunde, und kantige Kuhleiber versperren den Blick auf die geballten VOGELWOLKEN welche den Himmel verdunkeln /«.
Die Poetologie, die sich in dieser Passage verbirgt, und ich wiederhole noch einmal: »brüllend vor Besessenheit die Sprache«, »jeder Satz seine ihm gemäße Struktur«, »Verwandlung von Körper und Seele«, »Sätze nahtlos aneinanderreihen«, »fieberhafte ja ameishafte NERVENKUNST«, »das stampfende Herz des Neurotikers«, diese hier mitgesprochene Poetologie macht deutlich, daß das Gesagte und zu Sagende in seinem eigenen Raum stattfindet. Es handelt sich nicht um Beschreibung, es wird keine Geschichte erzählt, die Geschichte ist auch nicht als in den Sprachfluß aufgelöst, ausgeschmolzen vorzustellen. Es handelt sich aber auf der anderen Seite auch nicht um ein Dichten aus der Sprache heraus, wie es manche Vertreter der konkreten Poesie für sich in Anspruch nahmen, obwohl vielleicht die Literatur von Friederike Mayröcker nicht ganz denkbar und nicht ganz verständlich ist ohne den Durchgang durch diese Position des sprachautonomen Schreibens. Die Abschiede von Friederike Mayröcker finden vielmehr ganz und gar in der Phantasie statt. Nur ist diese Phantasie nicht die Wald- und Wiesenphantasie, die im allgemeinen gemeint ist, wenn man so vom Phantastischem, Phantasievollem spricht. Der herkömmliche Gebrauch dieses Begriffs meint ja vage nur alles mögliche, das nicht real ist, und reicht noch nicht einmal aus zum Erfassen der Descarteschen oder Flaubertschen Chimäre, die auch nur das real unmögliche Andere verkörpert. Sondern Phantasie ist hier, bei Friederike Mayröcker, jenes Ineinander von Bild und Wort, von Ahnung und Gewißheit, von Erinnerung und aufwallenden inneren Bild- und Farbräumen, das die Sprache kennzeichnet.
Der Bereich, in dem das Buch Friederike Mayröckers spielt, ist der der sprachlichen Phantasie. Nur die Sprache kann jenen Vorrat an Vorstellung und Zeichen ansammeln, aus dem sich das wahrhaft Phantastische allein auslösen läßt. Es ist das innere Reich, das hier geoffenbart wird. Nicht das der sprachlosen Entrückung, von dem die Mystiker aller Religionen sprechen, sondern das der sprachlichen Erinnerung, Erfindung und Utopie. An Friederike Mayröckers Texten ist in zunehmendem Maße zu erkennen, wo und auf welche Weise sich für uns bereits so etwas wie eine Transzendenz in Sprache entwickelt hat. Dieses Jenseits ist nicht das real erhoffte der Metaphysik, sondern das jederzeit erreichbare und immerzu wieder entschwindende der Sprache.
Die, wenn man so will, sapphische Klage,
(»Plejaden und Mond versunken im Meer
und Mitternacht bricht herein und Stunde hin
und Stunde her
ich aber liege allein«),
die auch am Grunde der Mayröckerschen Abschiede mitgehört werden kann, gewinnt eine völlig andere Richtung, wenn man erkennt, wie entschlossen sie ihr wahres Ziel anstrebt. Sie ist nicht das Psychogramm der verlassenen und enttäuschten Geliebten. Auch das Verhältnis von Redender zu Angeredetem, von Liebender und Wiederliebendem, wird bloß Bild, wird bloß Anlaß für die weit und weiter schweifende Phantasie der Sprache, die sich, so könnte ich sagen, ihr eigenes Zelt errichtet unter dem Sonnenzelt, Sternenzelt.
Wohin das führt, mag eine andere Abgrenzung verdeutlichen. Als eines der ersten beispielhaften der Werke der Literatur des 20. Jahrhunderts wird mit Recht der Ulysses von James Joyce angesehen. Der innere Monolog als der die Erzählung von Stephen Dedalus und Leopold Bloom bezeichnet wird, gilt bereits als eine Verlagerung der Erzählhandlung in eine Sprachhandlung. Heute ist jedoch deutlich, daß es sich bei Joyce nicht so sehr um eine Verlagerung der literarischen Unternehmungen in den Bereich der Sprachphantasie handelt, als vielmehr um eine äußerste Verinnerlichung der Handlungsmotive. Im Ulysses ist immer noch Handlung gemeint, die mit Sprache wiedergegeben wird.
Ich meine, man muß sich vor den Abschieden von Friederike Mayröcker einen Augenblick lang auch daran erinnern, daß dieses Werk nicht in die angedeutete Tradition gehört. Die Abschiede sind aber kein innerer Monolog. Es gibt in ihnen keine zu erratende Handlung, auch keine der Gemüts- und Seelenbewegung. Was sich darin ausdrückt, ist die Verwandlung selbst, das Reich der Sprachphantasie selbst. Das schließt jede subjektivistische, biographische, autobiographische Interpretation aus.
Gerade hier gewinnen Die Abschiede ihre wahre Bedeutung. Abschied, als Titel, Abschiede, genauer, heißt etwas anderes als bloß Abschied von einer geliebten realen Person. Abschied heißt Abscheiden überhaupt in jenen anderen Bereich, in dem, um das deutlich zu sagen, das Ausgedachte wichtiger ist, weil davon unmittelbarer geredet werden kann, als das Hinterherschleichen der Rede hinter dem real vorhandenen Abschied und Leid, und freudiger Aufschwung im Leid, durchzieht alles, wenn man dem Ausgedachten, und das ist das Ausgesprochene, die Alchemie der möglichen Rede, den Vorzug gibt. Aber sind denn diese Abschiede wirklich von elegischer Tonart? Rede in Moll? Blitzt nicht überall ebenso stark Hoffnung und Zutrauen, ja Glück auf? Was Verzicht ist darin, kann sich nur sehr verborgen mitteilen, in einer Verwandlung der Verwandlung, denn Verzicht gibt es nur an der Banalität der Realisierung.
Und um die geht es nicht. Die Trennung zwischen dem Tages-, dem Alltagsbezug literarischen Tuns und der erneuerten Selbstbesinnung der Literatur wird hier vollzogen. Einzusehn ist dabei, daß das nicht Abkehr vom Tätigen, Alltäglichen, Aktiven, Politischen, Sozialen bedeutet. Sondern daß dieses Tätige eine andere Seite der Person beansprucht. Daß für den, der Rat und Rückhalt sucht, diese literarische Arbeit bereitsteht. Daß sie eine Bezugsebene darstellt, der man sich zuwenden, aus der man aufnehmen kann. Daß sie jedoch keine Handlungsanweisung ist. Dies einmal so und nicht anders zu klären, hilft Friederike Mayröckers Text, helfen ihre Abschiede mit.
Das zeigt sich noch einmal dort, wo Traum angesprochen und ausgesprochen wird, jener merkwürdigen menschlichen Erscheinung, die in beide Bereiche auszustrahlen vermag und faßbar wird nur, wenn Sprache, wenn sie sagbar ist. Ein paar Beispiele: »mein Körper wie von einem Aufruhr befallen, eine alte Maske (Ersetzungstraum!) weiß gepudert«, »oder ein Fiebertraum aus welchem, wie aus einer andern Natur der weißgeschminkte Mime von neuem hervortrat«, »Kopfregister, die affektiven Momente, rufe ich leise, Sie durchdringen die schweren Träume mit Ihrem zarten Schotengerassel, Sie erlösen die Träumenden!«, »gleich nach dem Erwachen, ich erinnere mich, drängte sich mir die angenehme Empfindung auf, ich würde von unsichtbarer Hand als frisch gebackenes Brot auf einer Holzschaufel, die meinen Körpermaßen entsprach, aus dem Backofen des Schlafes in den neuen Tag geschoben«, »Augenweide verdorrt / ich träume so viel, drei Frauen welche Lämmer sind und auf einer blutenden Wiese weiden«.
Deutlich wird an diesen wahllos herausgegriffenen Beispielen auch, wie sich im Herausgreifen eines solchen Knotenthemas der Fluß der Rede kaum unterbrechen läßt.