Das Internet ist ziemlich geil. Man kann da alles Mögliche machen, sich mit Freunden vernetzen oder auch mit Unbekannten. Man kann Content generieren und ihn auf sozialen, interaktiven Plattformen teilen. Man kann einkaufen, Rechnungen bezahlen, Pornos ansehen. Man kann auch einfach Zeitung lesen. Das Internet ist wirklich geil.
Literatur ist auch sehr geil. Man kann sie lesen und dabei versuchen, sich bildlich vorzustellen, was da steht. Man kann sie an verschiedene Orte mitnehmen, auf Papier oder Festplatte, man kann mit anderen darüber reden. Man kann sogar versuchen, selber welche zu machen.
Wenn das Internet also geil ist und Literatur auch, ergibt sich eine entscheidende Frage: Wie geil wäre bitte eine Literatur des Internets?
Die Antwort: sehr, sehr geil. Bei einer Literatur des Internets könnten alle mitmachen. Jeder könnte sie schreiben, jeder lesen, und am Ende wären alle zufrieden. Das wäre schon ziemlich geil.
Was allerdings nicht so geil wäre, wäre, wenn das dann schon alles wäre. Denn schließlich gibt es sehr viel mehr geile Sachen als nur Literatur und Internet. Und alles, was geil ist, hat es verdient, mit anderen geilen Sachen kombiniert zu werden. Auch wenn das nicht immer ganz einfach ist.
Die Geilheit der Literatur und die Geilheit des Internets beispielsweise sind keineswegs isomorph. Während die Geilheit der Literatur intrinsisch und phänomenal ist, ist die Geilheit des Internets prima facie extrinsisch und strukturell. Weil aber beide Systeme einen ähnlichen Grad an Geilheit im Verhältnis zu verwandten Systemen aufweisen (z. B. Musik, Telefon), fügen sich ihre Geilheiten hervorragend ineinander.
Gemäß diesem Prinzip wäre ein Volkstanz des Autobahnnetzes zwar einigermaßen geil, aber bei weitem nicht so geil wie eine Kalligraphie der Faxgeräte, während eine Schnitzkunst des Stromnetzes kein bisschen geil wäre, wahrscheinlich sogar metaphysisch unmöglich.
Ja, es wird schwierig. Aber wenn es uns gelingt, einen offenen Dialog zu beginnen, über alle Grenzen der Disziplinen, Techniken, Sprachen und Niveaus hinweg, ist es nur eine Frage der Zeit, bis der allgemeine Zuwachs an Geilheit durch Kombination von Geilem stetig und verlässlich ist.
Und irgendwann, wenn wir alle geilen Sachen mit anderen geilen Sachen kombiniert haben, werden wir uns endlich auch um diese eine große Sache kümmern können, von der wir immer sagen, wir finden sie total geil, während sie in Wahrheit einfach nur verdammt anstrengend ist: das Leben.
Und auch für dieses Phänomen werden wir eine Struktur finden, die es uns erspart, uns weiter damit befassen zu müssen. Wir werden Module entwickeln, die unsere Gehirne direkt miteinander vernetzen, und diese Module werden permanent Inputs einfangen, mit allen anderen Inputs in Beziehung setzen und dann in Outputs umwandeln, die sofort realisiert werden, um mit anderen Realisationen intuitiv zu interagieren.
Wir aber werden in unseren Zimmern sitzen, während unsere Gedanken Teil werden des großen Ganzen, und draußen auf der Straße werden mobile, autoreproduktive 3D-Drucker herumspazieren, die einen Querschnitt von allem, was gerade gedacht wird, was jemals gedacht wurde und was jemals gedacht werden kann, kontinuierlich ausdrucken und gleichmäßig auf der Erdoberfläche verteilen.
Und in ein paar Millionen Jahren wird der Planet aussehen wie der Kopf eines Mannes um die sechzig, mit weißem, gepflegt gestutztem Vollbart, randloser Sonnenbrille und einem zufriedenen Lächeln. Dem Lächeln eines Menschen, dem es gelingt, nur noch einen einzigen Gedanken zu denken, jetzt und in Ewigkeit: supergeil.
Es wäre schön, dann auf dem Mond zu sein.