Ich dachte mir, also, na gut. Dann schreibe ich eben über diese Typen, die Gürtel mit Sprengstoff befüllen und den Sprengstoff dann zünden, inmitten von Leuten, die sie nicht kennen und die ihnen nichts getan haben, außer sich einen Scheißdreck für sie zu interessieren, und die sich einbilden, manchmal, in ihren seltenen Momenten der Ekstase nach zu viel zu stark gesüßtem Tee und arabischem Singsang, dass aus der mechanisch herbeigeführten, synchronen Auslöschung ihres Bewusstseins und der Bewusstseine der sie Umstehenden, sich einen Scheißdreck für sie interessierenden, und der damit verbunden Vermischung der chemischen Basis dieser Bewusstseine, Haare, Haut, Hirne und Darminhalte, ein direkter Weg in ein irgendwie geartetes Jenseits entsteht, nur für sie, selbstverständlich, von der Art des Jenseits möchte ich hier gar nicht reden, von der physikalischen Unversehrtheit metaphysischer Hymenes oder der Zahl zweiundsiebzig, wer denkt sich so etwas aus, und wer glaubt es, egal, schreiben wir über die, dachte ich, über die tieftraurige Paradoxie, dass diese Typen, die niemals irgendwo dazugehören durften, in genau dem Moment, als sie zum ersten Mal wirklich eins mit der Masse sind, doch wieder allein zu sein glauben oder meinen zu glauben, wie gesagt, Tee und Suren auf Youtube, über diese unglaubliche Paradoxie, und wie leid mir das alles tut und dass ich von ganzem Herzen versuchen will, zu verstehen, woher ihre Trauer kommt, ihre Einsamkeit, ihr Verlangen nach Kampf, aber dann dachte ich mir, wenn ich ganz ehrlich bin, interessiere ich mich einen Scheißdreck für die.
Ich habe entschieden, stattdessen über mich zu schreiben. Das ist aus mehreren Gründen sinnvoll. Erstens ist es einfacher, ich kenne mich ja ein bisschen, ich muss jetzt nicht anfangen, den Koran zu lesen oder Enthauptungsvideos anzusehen, obwohl ich als aufgeklärter Europäer ja weiß, dass das eine mit dem anderen nicht viel zu tun hat, und zweitens bin ich vielleicht sogar ein bisschen interessant, ich habe nämlich ein Kind und halte mich für einen ganz passablen Vater und das Kinder-Haben für den einzigen Grund unserer Anwesenheit auf diesem Planeten, und ich mache mir viele vielleicht richtige Gedanken über das Kinder-Haben und Vater-Sein und Ehemann-Sein natürlich auch, über Geschlechterrollen, gesellschaftlichen Druck, Konsum, Religion und Europa. Drittens schließlich, und das ist der Hauptgrund, habe ich viel zu viel Angst vor den Islamisten, ich habe keine Lust auf diesen ganzen Fatwa-Stress, auch wenn es meinen Verkaufszahlen sicher helfen würde, aber das ist mir egal, ich bin lieber arm und am Leben, darum möchte ich hier noch einmal in aller Klarheit sagen, dass ich nichts über den Islam oder den Islamischen Staat oder den Propheten Mohammed zu sagen habe und darum auch niemals sagen würde, und wenn Ihr das alles hier erobert habt, zahle ich selbstverständlich gern meine Kopfsteuer, ich bin nämlich eigentlich Christ, wisst Ihr, ich bin nur aus steuerlichen Gründen aus der Kirche ausgetreten, Eure Steuer zahle ich aber natürlich gern, also lasst mich bitte am Leben, lasst mich einfach nur leben, ich respektiere Euren Glauben und gelobe, niemals die Hand oder die Stimme zu erheben gegen einen von Euch oder irgendwas, das Euch heilig ist, und solltet Ihr das Gefühl haben, es geht in meinem nächsten Buch irgendwie um den Islam oder den Islamischen Staat oder seine Krieger, dann ist das ein schreckliches, vollkommen unbeabsichtigtes Missverständnis, für das ich Euch um Vergebung bitte und auf Eure Gnade hoffe, denn das Einzige, um das es hier geht, das bin ich.