1. Nach welchem System ordnen Sie Ihre Bücher?
Vor vielen Jahren lud mich Elias Canetti zum Tee. Er hatte in der Konditorei eine reizende Platte mit Patisserie bestellt, platzierte diese auf dem Schreibtisch und setzte sich dahinter, vor eine monumentale Bücherwand. Immer solche faszinierenden Gespräche!, dachte ich damals, und nie eine solche erdrückende Bücherwand! Meine vielen Umzüge haben den Schwur begünstigt. Es gibt bei mir nur kleine luftige Bücherversammlungen.
2. Welches Buch lesen Sie gerade?
Vernarbte Herzen, von dem früh verstorbenen Rumänen M. Blecher.
3. Wie weit reicht Ihre Sammlung zurück?
Mitte der fünfziger Jahre verbrachten wir Kinder manche Abende mit der Mutter unter der Lampe, beim Einkleben der Silva-Bildchen in die zwei Bände des Heidi von Johanna Spyri. Ein Klebebild beeindruckte mich sehr: es zeigte den störrischen Geißenpeter, der zu den Hottentotten geschickt werden sollte, falls er das ihm von Heidi eingetrichterte Abc nicht endlich beherrschte.
4. Welche Bücher liegen Ihnen besonders am Herzen?
Liebesgeschichten mit Büchern verrate ich nicht.
5. Welches Buch hat Ihr Leben verändert?
Achtzehnjährig las ich ein ganzes Jahr nur Kierkegaard. Alle um mich herum hielten mich für ein wenig verrückt.
6. Welches Buch haben Sie zuletzt verschenkt?
Clarice Lispector. Eine Biographie von Benjamin Moser.
7. Wer soll Ihre Bücher bekommen?
Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht.
8. Wie sieht / sähe Ihre ideale Bibliothek aus?
Ein fahrender Zug, in dem niemand telefoniert, und alle lesen.