In memoriam Herbert Achternbusch
Vor elend langer Zeit im Gasthaus
gleich beim Rathaus
saß ein Künstler vor der Wand, trank
und hörte den Getränken zu, wie sie
raunten, er möge voller Nachsicht
sein und nicht bloß voll, er hörte
weg, drei, vier Striche lang, dann
beschimpfte er das fünfte Glas, das
sechste spuckte zurück, und er schnapste
es weg, dieses träge, öde Bier, und
es kam keins mehr innerhalb der nächsten
neunundzwanzig Minuten. Vor elend
langer Zeit im Gasthaus gleich beim
Rathaus tunkte der Künstler sein
Schweigen in die Ewigkeit des einen
Augenblicks beim Lächeln der Bedienung,
und sagte erst recht nichts, brummte
und murrte in Gegenwart des abwesenden
Biers in diesem plumpen Glas, welches
zwischen den Fingern der Kellnerin keinen
Deut an Anmut gewann, wie blöd ein Glas sein
kann, dachte der Dichter, Filme- und
Gemäldemacher und schnapste
sämtliche Stimmen im Kopf und rund um
seinen Kopf in einem Zug aus der
Welt, stand auf und ging,
und sein Gehen,
Herrschaften,
war beispielhaft jeden Meter im Tal, bis
vors Haus in der Burgstraße, in dem,
wie er, in einem Zimmer ohne Namen,
das Glück hauste, und genau heut
Nacht,
endlich,
unbarmherzig und
für immer
würd er es aus dem Schlaf
klingeln, dieses
störrische,
sich taub und blind stellende,
überheblich mit abgespreiztem
Finger am Schicksal nippende
Biest.
FRIEDRICH ANI