täglich ein stück weiter ist eine kolumne mit theaterverlegerischen reisenotizen von frank kroll. es geht um momentaufnahmen aus dem theateralltag, um wegesrandbemerkungen über glanzlichter und merkwürdigkeiten eines ganz eigenen literaturmarktgeschehens.
stille als letze mission. in der katholischen enklave st. gallen im osten der schweiz übt sich die kirche in moderner unternehmenskommunikation und weltanschaulicher zurückhaltung (siehe foto. die tür ist abgeschlossen). erste und letzte fragen zu stellen überlässt man in st. gallen lieber dem theater. dort vertanzt, besser: ertanzt und erspielt uns ein erstaunlich vielköpfiges ensemble die berühmten fragebogen eines berühmten schweizer schriftstellers. lieben sie jemand? haben sie angst vor dem tod und seit welchem lebensjahr? welche hoffnung haben sie aufgegeben? zurück in zürich: 43 franken für einen (möglicherweise klimatisierten?) tiefgaragenplatz. die altstadt ist mittlerweile von heidnischen eidgenossen überrannt, die hier die 5. jahreszeit begrüßen. es wird getrommelt und posaunt was das zeug hält. und zwar erfreulich angeheitert, schrill und taktlos. so kenne ich die schweizer gar nicht. das hat dann doch noch einmal eine andere wucht als das jährliche spielmannszugfestival am senftenberger see. ich frage mich, ob ich ratloses getöse ratloser stille vorziehe.