da sitzt eine frau (ende 60) am krankenhausbett ihrer im koma liegenden mutter (über 90) und schaltet aus versehen für einen moment die medizinischen apparate aus. über den schreck gerät sie ins reden. AUF DEM LUFTSCHIFF MUTTER SPRACHE … ZURÜCK IN DIE KINDHEIT. was stockend beginnt, gerät (weil widerspruch endlich ausbleibt?) zu einer suada über ein leben, das EIN GEHETZ UND EIN GEWÜRG war. versehrungen eines halben jahrhunderts werden spürbar. HEUT WAR ICH AM GRAB MEINER TOCHTER, MUTTER. große geschichte hat sich in persönlichen erfahrungen abgelagert. EINMAL SIND AUF EINMAL EIN HAUFEN FLÜCHTLINGE IM HOF. fritschs monolog ist eine neue auffaltung seines poetischen RHIZOMS, aus dem der autor seit CHERUBIM seine sprache, seine lebensthemen, fragen, haltungen, konflikte schöpft. und wie alle figuren fritschs steckt auch diese tochter mit den füßen fest im mutterboden und mit dem kopf in der unendlichkeit.
(die Abbildung ist ein still aus fritschs monumentalem filmgedicht FAUST SONNENGESANG, der link eine einladung zur vorsätzlichen verirrung im geräumigen fritschrhizom.)
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