Nach welchem System ordnen Sie Ihre Bücher?
Ach, ganz prosaisch: Literatur und Sachbücher getrennt, Literatur nach Sprachen und chronologisch, Sachbücher durcheinander. Und meine Übersetzerwerke natürlich separat, rund 120 dürften es inzwischen sein.
Welches Buch lesen Sie gerade?
Ich habe gerade Justizpalast von Petra Morsbach ausgelesen, das Ende immer weiter hinausgezögert, weil ich nicht wollte, dass dieser großartige Roman aufhört. Nach einer Atempause ist es jetzt Gegen den Strich von Joris-Karl Huysmans, was ich schon seit Jahrzehnten lesen wollte, und bald folgt Peter Handkes neue Obstdiebin. Dazu natürlich immer das, was ich gerade übersetze, momentan J. G. Ballards letzter Roman Kingdom Come.
Wie weit reicht Ihre Sammlung zurück?
Letztes Jahr habe ich anlässlich eines Umzugs manches von früher aussortiert, darunter sämtliche Karl Mays, aber eine Sammlung Märchen und Sagen – damals gern gelesen – aus den 50er Jahren ist noch da und seltsamerweise auch Die Amsel von Robert Musil, schmales Reclam-Bändchen, Schullektüre, nix kapiert. Aber das älteste dürfte wohl W. R. Burroughs‘ Tarzans Tiere von 1924 sein.
Welche Bücher liegen Ihnen besonders am Herzen?
Vor allem die besonders schönen oder auch schwierigen, die ich übersetzt habe (durch nichts kommt man einem Buch näher, als wenn man es übersetzt): Nicholson Bakers Rolltreppe, Henry Fieldings Tom Jones, J. D. Salingers Franny und Zooey, die Bronx-Trilogie von Jerome Charyn, Saul Bellows Humboldts Vermächtnis oder Mohsin Hamids So wirst du stinkreich im boomenden Asien. Aber auch einiges von Hans Fallada, Michel Houellebecq, Katherine Mansfield, Amos Oz, Joseph Roth, W. G. Sebald …
Welches Buch hat Ihr Leben verändert?
Mein Leben verändert … ein großes Wort, vielleicht ein zu großes? Von der Lektüre meiner Jugend, die im wesentlichen aus Micky Maus, Karl May, Conan Doyle und Roald Dahl bestand, dürfte mich Erich Maria Remarques Im Westen nicht Neues beeindruckt haben, aber auch Oscar Wilde und die Spaßliteraten von pardon, die dann die Neue Frankfurter Schule gründeten, haben Spuren hinterlassen. Später auch Großromane wie Der Zauberberg und Wilhelm Meister: Bei Letzterem kommt‘s immer anders, als Wilhelm denkt, aber dank der geheimen Gesellschaft wird dann doch wieder alles gut. Das hat mich möglicherweise mit einer gewissen Gelassenheit im Leben versehen. Leider klappt‘s nicht immer.
Welches Buch haben Sie zuletzt verschenkt?
Wieder Petra Morsbachs Justizpalast und How Did We Get into this Mess? des Aktivisten und Guardian-Journalisten George Monbiot, eine Sammlung seiner (umwelt)politischen Essays der letzten Jahre.
Wer soll Ihre Bücher einmal bekommen?
Mit Ende sechzig stellt man sich diese unschöne Frage durchaus einmal. Tja, die wenigen An- und Wahlverwandten werden sich dann wohl herauspicken, was sie haben wollen, ansonsten kann ich schon jetzt empfehlen: Stadtbücherei, modernes Antiquariat und das Europäische Übersetzer-Kollegium in Straelen.
Wie sieht Ihre ideale Bibliothek aus?
Am liebsten hätte ich meine ideale Bibliothek im Kopf. Bei nachlassendem Gedächtnis ein frommer Wunsch, aber dort wären dann nur diejenigen, die ich sehr gern gelesen oder übersetzt habe, und ich wüsste immer genau, was wie drinsteht und warum ich sie einmal mochte oder noch immer mag.