Vielleicht später ist sozusagen ein defensives Mañana. Ein thematisch offenes Blog in der Jetztzeit mit Fotos, ein Versuch, in der Gegenwart zu schreiben. Die Gegenwart ist Berlin. Die Wege und Wände meist die gleichen wie in Umsonst & draußen. Vieles ist anders. Leute kommen vorbei. Die Fußball-WM, die wie Weihnachten oder Geburtstag immer zu früh kommt. An den Wänden gibt es Zeichen. Oder auf dem Boden. Wie in jedem Tagebuch geht es darum, sich selbst und die Welt im Blick des Anderen zu ordnen. In der Gegenwart. »Kommst du?« – »Vielleicht später«.
Anfangs nahm man es mit Humor, die »Schockbilder« auf den Zigarettenschachteln machten Spaß, oder man tat jedenfalls so, als ob sie einem Spaß machen würden, und spielte Quartett mit Spezialaufnahmen, die ein bisschen an Damien Hirst erinnerten.
Aber man selber war zunächst auch nicht so betroffen; während die Raucher der umsatzstärksten Zigaretten schon bald nur noch Schachteln mit warnenden Bildern bekamen, dauerte es bei Camel-ohne einige Wochen länger, ein Ende war allerdings auch hier schon abzusehen.
Erst gab es in dem einen Späti keine Camel-ohne mehr ohne hässliche Bilder, dann in dem anderen und schließlich wusste ich keinen Ort mehr, an dem man Zigaretten ohne Bilder bekommen konnte.
Manchmal stehe ich im Tabak- und Zeitungsgeschäft und bin kurz davor, zu fragen, ob ich nicht statt der Zigarettenschachtel mit dem Foto von meinem Zahnfleisch eine Schachtel mit dem niedlichen rauchenden Kind haben könnte und frag dann doch nicht, weil mir die Frage zu ausgedacht vorkommt.
Zum Glück hatte ich alte Schachteln gesammelt. Ich nehme die Zigaretten aus den neumodischen Schachteln mit dem kranken Bildern und tue sie in Schachteln, die nur mit Worten darauf hinweisen, dass man irgendwann womöglich am Rauchen sterben wird. Seitdem es die neuen Schachteln gibt, sehen die alten sehr viel besser aus. Vielleicht kaufe ich mir auch mal im Internet Schachteln ganz ohne Warnhinweise. Trotzig weigere ich mich auch, nur auf dem Balkon zu rauchen, weil ich so super anti-autoritär bin, und mache stattdessen nur ein Foto und rauche drinnen.
Und manchmal stelle ich mir auch vor, völlig bekifft in einen Edeka-Markt zu gehen. Aber so, dass es niemand merkt.