Vielleicht später ist sozusagen ein defensives Mañana. Ein thematisch offenes Blog in der Jetztzeit mit Fotos, ein Versuch, in der Gegenwart zu schreiben. Die Gegenwart ist Berlin. Die Wege und Wände meist die gleichen wie in Umsonst & draußen. Vieles ist anders. Leute kommen vorbei. Die Fussball-WM, die wie Weihnachten oder Geburtstag immer zu früh kommt. An den Wänden gibt es Zeichen. Oder auf dem Boden. Wie in jedem Tagebuch geht es darum, sich selbst und die Welt im Blick des Anderen zu ordnen. In der Gegenwart. »Kommst du?« – »Vielleicht später«.
Den Tag, als ich zum letzten Mal bei der Grünen Woche war, kann ich immer noch auswendig. Der kulinarische Höhepunkt jenes Besuchs, vor 14 Jahren, war eine Paprika-Paste aus Ungarn, die wirklich fantastisch gewesen war. Sie gefiel mir umso besser, als ich sie später nie mehr gesehen habe. Eigentlich genügt mir meist die Erinnerung an ein schönes Essen, und ich muss das nicht unbedingt wiederholen.
Umso schöner, wieder bei der Grünen Woche vorbeizuschauen, vor allem weil man in letzter Zeit so internetsüchtig gewesen war und alle Nachrichen in sich hineingesogen hatte.
Manchmal schwimm ich im Flow des Datenverkehrs, kommentiere und diskutiere anfallsweise; dann bleibe ich wieder stecken. Zögere, zu posten, was mir grad einfällt, schreibe dann doch etwas hin; like einen Artikel, und es nervt mich, dass manche Facebookfreunde, von denen ich die meisten nie in echt gesehen habe, das als Zustimmung werten könnten. Verweigere mich nach langem Zögern dem Impuls, zu schreiben, dass ich die Position des Autors des gelikten Textes nicht unbedingt teile, den Text aber wichtig finde. Lese eine halbe Stunde im Alten Testament und finde schnell eine Stelle, einen Vers – im fünften Buch Moses – in dem begründet wird, weshalb auch der falsche Prophet, dessen Weissagung sich als richtig erweist, getötet werden müsse. Lese die Bilderverbote. Immer wieder Sirenen – eine Feuerwehrwache und das Urbankrankenhaus sind in der Nähe.
Einmal als Teenager hatte ich die ganze Bibel gelesen; einmal als Teenager war ich eine Woche zu Gast im Kloster gewesen, einmal als Teenager hatte ich das Sakrileg begangen, mit einer Bibel-Seite eine Zigarette zu drehen. (Es war aber eine unbedruckte Seite.)
Die Organisation der Störproduzenten. (Ich bin so erleichtert, dass der Suhrkamp-Prozess endlich zu Ende ist.)
Wie vertraut und schön war es bei G.
Die Fotos, die sie mit den alten Kameras gemacht hatte, sahen sanft und verträumt aus.
Im Osten Berlins ist das Straßenlicht immer noch wärmer.
Der Blick von der Warschauer Brücke.
Hostel und Lounge und wie sich Berlin wohl anfühlt, wenn man dort schläft.