Vielleicht später ist sozusagen ein defensives Mañana. Ein thematisch offenes Blog in der Jetztzeit mit Fotos, ein Versuch, in der Gegenwart zu schreiben. Die Gegenwart ist Berlin. Die Wege und Wände meist die gleichen wie in Umsonst & draußen. Vieles ist anders. Leute kommen vorbei. Die Fussball-WM, die wie Weihnachten oder Geburtstag immer zu früh kommt. An den Wänden gibt es Zeichen. Oder auf dem Boden. Wie in jedem Tagebuch geht es darum, sich selbst und die Welt im Blick des Anderen zu ordnen. In der Gegenwart. »Kommst du?« – »Vielleicht später«.
Im November wird mein Zimmer immer etwas komisch.
Keine Ahnung, warum sie so unecht aussehen. Wahrscheinlich sind es Spione.
»You are the best.«
Die Friedhofsmauer in der Baruther Straße.
Am Wochenende der Open Mike-Literaturwettbewerb.
Jeder geschlossene Raum ist ein Sarg, hatte ich gedacht, in allen öffentlichen Räumen ist es viel zu warm. Es tat mir aber gut, nicht wie immer zu Hause, sondern hier zu sein, im Heimathafen Neukölln, bei dieser grundehrlichen Veranstaltung, den AutorInnen, wie sie da vorlasen, zuzuhören, mich an die anderen Male zu erinnern, als ich beim Open Mike war, wie es war, in der Sauna am Majakowskiring ein bisschen zu dösen und in den Pausen mit Kollegen zu reden.
Die Reden am Ende klangen nach Abiturfeier: Gunnar Cynybulk, Leiter des Aufbau-Verlags und einer der Lektoren des Open Mike, nannte die 20-35-jährigen AutorInnen »unsere Schützlinge«, und sprach davon, dass es viel Spaß gemacht hätte, »Wildhüter« zu sein, und erwähnte auch die Agenten und die »Großwildjäger« der großen Verlage, die mit ihren Feldstechern und Jagdgewehren durch die behütete Wildnis des Wettbewerbs schlichen, um die Autoren, »die ja eigentlich noch Jungtiere sind«, zu erlegen. Der älteste Teilnehmer war aber im Alter eines Fußball-Opas und die jüngste in dem der Beatles bei Love Me Do.
Kurz-, Mittel- und Langwelle klingen immer noch schön.
Und dann klebte ich glitzerndes Geschenkpapier an die Lampe und nun ist es, glaube ich, wieder ein bisschen heller.