Vielleicht später ist sozusagen ein defensives Mañana. Ein thematisch offenes Blog in der Jetztzeit mit Fotos, ein Versuch, in der Gegenwart zu schreiben. Die Gegenwart ist Berlin. Die Wege und Wände meist die gleichen wie in Umsonst & draußen. Vieles ist anders. Leute kommen vorbei. Die Fussball-WM, die wie Weihnachten oder Geburtstag immer zu früh kommt. An den Wänden gibt es Zeichen. Oder auf dem Boden. Wie in jedem Tagebuch geht es darum, sich selbst und die Welt im Blick des Anderen zu ordnen. In der Gegenwart. »Kommst du?« – »Vielleicht später«.
Es ist Viertel nach zwölf. Der Rest des Baumkuchens als Dornenkrone. Kornel Miglus, der Direktor des polnischen Filmfestes, feiert seinen Geburtstag im Club der polnischen Versager in der Ackerstraße.
Der polnische Kameramann Krzysztof Peak hat sechsmal den polnischen Filmpreis gewonnen. Er wurde mit einer kleinen Hommage geehrt. Der Film »Papusza« (PL 2013, R/B: Krzysztof Krauze), bei dem er die Kamera machte, kommt demnächst hier in die Kinos.
Wie letztes und auch vorletztes Jahr, glaube ich, gab es Likör, den ein Filmkollektiv, das in Polen nahe der Grenze zu Weißrussland residiert, selbst gebrannt hatte. Wenn ich es richtig verstanden habe – die Geschichte hatte Kornel Miglus schon öfter erzählt. Ich hatte mir dabei immer eine Künstler-Landkommune vorgestellt, vielleicht auch an den zweiten Dogma-Film »Idioten« von Lars von Trier gedacht. Und dass sie bestimmt analog drehen und das Filmmaterial für ein paar Monate vergraben, um es erst dann zu verwenden. Die berühmte Männchenfilmerin Dagie Brundert geht ja ähnlich vor und veranstaltet manchmal Workshops, auf denen die Teilnehmenden lernen, Super-8-Filme mit allen möglichen Flüssigkeiten zu entwickeln.
Die Tage sind schön. Einen Workshop zum Thema Filmkritiken zu leiten, macht mir mehr Spaß, als selber Filmkritiken zu schreiben. Die TeilnehmerInnen sind prima, wach, klug; es ist eine schöne Arbeit, ihre Texte am Vormittag vor den Sitzungen zu redigieren und dann am Nachmittag genau zu erklären, warum und weshalb man da und dort etwas ändern müsse. Dies gemeinsame Arbeiten, das in Tageszeitungen kaum noch möglich ist, gefällt mir supergut. Ich müsste mich darum kümmern, ab und an mal einen Workshop zu geben; ständig nur alleine zu arbeiten, nervt mich schon sehr. Und man lernt ja auch viel; zum Beispiel auch, dass man »sodass« in der neuen Rechtschreibung tatsächlich zusammenschreiben kann.
Schreibt man das jetzt auch zusammen? Ich bin mir plötzlich unsicher.