Vielleicht später ist sozusagen ein defensives Mañana. Ein thematisch offenes Blog in der Jetztzeit mit Fotos, ein Versuch, in der Gegenwart zu schreiben. Die Gegenwart ist Berlin. Die Wege und Wände meist die gleichen wie in Umsonst & draußen. Vieles ist anders. Leute kommen vorbei. Die Fussball-WM, die wie Weihnachten oder Geburtstag immer zu früh kommt. An den Wänden gibt es Zeichen. Oder auf dem Boden. Wie in jedem Tagebuch geht es darum, sich selbst und die Welt im Blick des Anderen zu ordnen. In der Gegenwart. »Kommst du?« – »Vielleicht später«.
Letzte Woche; Nachmittag.
Diesmal hatte ich gedacht, es wären nur 35°.
Die Beschwerden gehen weiter. Es nervt allmählich!
Als Jochen Schmidt fragte, ob ich Lust hätte, hatte ich wie immer erst nein gesagt, aber später doch zugesagt, in der Chaussee mitzulesen.
Jochen hielt einen lichtbildgestützten Vortrag über seine zwei Wochen in Bulgarien und war sich nicht mehr sicher, ob er es vor ein paar Jahren gewesen war, der Berlin in die Wand geritzt hatte.
Er lernte bulgarisch. Die Kursteilnehmer kamen aus vielen Ländern; zum Beispiel Japan und Russland. Am Ende des Abends sang Jochen ein bulgarisches Lied.
Der Kollege des in Steglitz beheimateten Autorenforums Berlin e.V. trat später, als wir ein paar Häuser weiter Pita aßen, an unseren Tisch und fragte, ob bei der Lesebühne nie »introvertierte Texte« gelesen werden würden. Unter »introvertierten Texten« verstand er, glaube ich, so etwas wie literarisch anspruchs- und kulturvoll. Auf der Visitenkarte des Autorenforums, die er uns gab, steht: »Kein Applaus. Konstruktive Kritik. Bessere Texte.«