Vielleicht später ist sozusagen ein defensives Mañana. Ein thematisch offenes Blog in der Jetztzeit mit Fotos, ein Versuch, in der Gegenwart zu schreiben. Die Gegenwart ist Berlin. Die Wege und Wände meist die gleichen wie in Umsonst & draußen. Vieles ist anders. Leute kommen vorbei. Die Fussball-WM, die wie Weihnachten oder Geburtstag immer zu früh kommt. An den Wänden gibt es Zeichen. Oder auf dem Boden. Wie in jedem Tagebuch geht es darum, sich selbst und die Welt im Blick des Anderen zu ordnen. In der Gegenwart. »Kommst du?« – »Vielleicht später«.
Immer heller schien die Sonne am Nachmittag auf die vergangene Zeit.
G. hatte mich ein paar Wochen zuvor gefragt, ich hatte mich gefreut und ja gesagt, doch danach hatten wir gar nicht mehr darüber gesprochen. Ich war immer noch beherrscht von meinen Symptomen, sicher nichts Schlimmes, doch die ganzen Untersuchungen hatten bis jetzt nichts gebracht. Es ist ja nur ein abgegrenzter Teil des Körpers, doch mit den Sitzflächen ist nicht zu spaßen, zurückgeworfen auf die gestörten Bereiche meines Körpers, sehnte ich mich nach Diagnose und Therapie, fühlte mich aber gleichzeitig auch sozusagen geerdeter und an diesem Morgen auch besonders wirklich, und als sie dann eine Stunde vor der Trauung anrief und sagte, ich solle meinen Ausweis nicht vergessen, wusste ich, dass ich Trauzeuge bin. Eigentlich war ich sehr pünktlich, aber lief dann erst in die falsche Richtung, fragte Passanten und lief dann den Rest des Weges zum Standesamt. Die anderen Hochzeiten sahen aus wie bei RTL, wir waren legerer, es war toll. Und ich fühlte mich auf der Trauung kurz wie ein komischer Onkel und dann doch aufgehoben in den unterschiedlichen Familien und Freundeskreisen.
Kurz standen wir in Zwischenräumen; jemand hatte Baileys mitgebracht. Und nach der Trauung gingen wir kurz zu dem tamilischen Tempel, der direkt neben dem Standesamt eröffnet wurde, die Neuköllner Bezirksbürgermeisterin hielt eine Rede, und ein Gott wurde durch die Straßen getragen, damit ihn auch die sehen können, denen der Zutritt zum Tempel verwehrt ist, wenn ich es richtig verstanden habe.
Auf dem Weg zum Fest der Liebe.
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Die Hochzeitstorte wird angeschnitten.
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Es war auch schön, wie sich die einzelnen Gruppen überschnitten; die Capoeira-Leute, die neapolitanischen Kiffer, die Mexikaner, die Iraner, die Freunde vom Billard …
G.s Mutter hatte die Tischdecken aus Mexiko mitgebracht. Die Farben leuchteten vor dem Hintergrund des grauen Tages, und je dunkler es wurde, desto mehr leuchteten die Tischdecken.
So viele Geschichten.