Vielleicht später ist sozusagen ein defensives Mañana. Ein thematisch offenes Blog in der Jetztzeit mit Fotos, ein Versuch, in der Gegenwart zu schreiben. Die Gegenwart ist Berlin. Die Wege und Wände meist die gleichen wie in Umsonst & draußen. Vieles ist anders. Leute kommen vorbei. Die Fussball-WM, die wie Weihnachten oder Geburtstag immer zu früh kommt. An den Wänden gibt es Zeichen. Oder auf dem Boden. Wie in jedem Tagebuch geht es darum, sich selbst und die Welt im Blick des Anderen zu ordnen. In der Gegenwart. »Kommst du?« – »Vielleicht später«.
Meine Lieblingszeit: zwischen 16:30 und 20:00 Uhr. Das Licht ist in dieser Zeit am besten. Wenn ich die Holzdecke weiß anmalen würde, wäre das Licht noch länger gut. Schade, dass ich so unordentlich bin. In anderen Wohnungen sieht’s wieder anders aus. Dass nur noch vom Herrentag und – zumindest in Berlin – nicht mehr von Himmelfahrt die Rede ist, versteh ich nicht. Auch wenn man nicht daran glaubt, ist Himmelfahrt sehr schön.
Klassiker, vermutlich aus den 1960er-Jahren.
Nun sägen die Banditen auch schon die Fahrradständer vor der Kirche kaputt, um Fahrräder zu klauen. Ich dachte an den Krach letzte Nacht, den ich für eine besonders laute Waschmaschine gehalten hatte.
Ich tipp dann immer auf junge Berlinbesucher. Und ein paar Meter weiter sitzen die Trinker schon am Vormittag gleich bei der Markthalle auf den Bänken. Vielleicht sind es auch Junkies, die Übergänge sind fließend; obgleich ich es bescheuert finde, zu trinken, beneide ich sie, dass sie so nett in ihrer Gruppe zusammensitzen und sich unterhalten, und überlege dann wieder, weshalb mich Berichte über »Kinderarmut« in Deutschland seit Jahren so stören. – Weil diese Berichte letztlich Eltern, die wenig Geld haben, als Rabeneltern denunzieren oder ständig die Vorstellung propagieren, man könnte nur glücklich sein, wenn man Geld und eine sogenannte gute Ausbildung hätte. Schade, dass ich nicht in der DDR zur Schule gegangen bin. Dann hätte ich noch einen Zweitjob. Manchmal wünsche ich mir, im Späti zu arbeiten. Halbtags. Gärtner wär auch super. Astronaut. Mönch. Oder Handlanger. Handlanger wäre super! Wahrscheinlich werde ich bis an mein Lebensende darüber nachgrübeln, was ich gerne geworden wäre. Macht aber nichts.
Abends steh ich auf dem Balkon und gucke auf das andere Haus wie andere Leute auf den Fernseher oder Computer und gehe dann schlafen.