Vielleicht später ist sozusagen ein defensives Mañana. Ein thematisch offenes Blog in der Jetztzeit mit Fotos, ein Versuch, in der Gegenwart zu schreiben. Die Gegenwart ist Berlin. Die Wege und Wände meist die gleichen wie in Umsonst & draußen. Vieles ist anders. Leute kommen vorbei. Die Fußball-WM, die wie Weihnachten oder Geburtstag immer zu früh kommt. An den Wänden gibt es Zeichen. Oder auf dem Boden. Wie in jedem Tagebuch geht es darum, sich selbst und die Welt im Blick des Anderen zu ordnen. In der Gegenwart. »Kommst du?« – »Vielleicht später«.
»Dass sie geglaubt hatten, das Geheimnis des Lebens sei ein Roman. Nur weil sein Alphabet aus vier Buchstaben bestand. Was waren schon Romane?« (Judith Schalansky: Der Hals der Giraffe)
Kaum sieht man es ein paar Tage nicht, macht man sich Sorgen. Vielleicht war das Eichhörnchen auch irritiert, weil ich die Pflanzen auf dem Balkon neu arrangiert hatte. Im Internet ist es längst ein Star.
Bommis Beerdigung. Einen Tag zu früh gekommen. Der Friedhof war menschenleer gewesen. Nur eine kleine alte Frau, die sagte, es sei erst Donnerstag. Am nächsten Tag fiel mir ein, dass es in der DDR eine Kinderzeitung namens Bummi gegeben hatte und dass es nach der Wende einen Konflikt zwischen der BRD-Kinderzeitung Bussi-Bär und Bummi gegeben hatte und wie ich die letzte Bummi-Chefredakteurin interviewt hatte und dass Bommi Ende der 90er von der roten Kapelle erzählt hatte, in der Michael Sontheimer nun von seinem Freund erzählte. Der Artikel in der BZ über die Beerdigung von Fritz Teufel vor sechs Jahren mit der Überschrift »Am Morgen ein Joint und im Sarg liegt dein Freund« und mit Teleobjektiv aufgenommenen Fotos von Dieter Kunzelmann, wie er an einer Sportzigarette zieht und noch ein Bild von einem Jointstummel als Beweis. Bommi Baumann war unter seinen alten Genossen umstrittener gewesen, vor allem, weil er 1973, als er von der Stasi verhaftet worden war, ausführlich über seine damaligen Genossen gesprochen hatte. »Dabei hatte er unter anderem den RAF-Mitgründer Andreas Baader als ›Schaumschläger mit brutalem Verhalten gegenüber Gruppenmitgliedern‹ und als ›Spinner mit völlig infantilem Verhalten‹ bezeichnet. Nachdem dies bekannt geworden war, wurde Baumann mit Vorwürfen konfrontiert, er habe seine Genossen verraten.« (Wikipedia)
Christian Ströbele gehörte zu den wenigen Prominenten, die auf Bommis Beerdigung waren.
Für Kreuzberg tritt nun Dr. Turgut Altug an. Mit den Jahren sind die Marihuana-Pflanzen auf den Kreuzberger Grünen-Plakaten immer undeutlicher geworden. Man fragt sich auch, warum die Leute in den Vorderhauswohnungen mit Balkon immer noch so protestieren, wo sie doch schon im Paradies leben, wo Milch und Honig fließen. Bis vor kurzem hingen in dieser Kreuzberger Gegend von den Balkonen auch noch »Atomkraft – Nein danke!«-Transparente.
Und richtig ärgere ich mich über den Slogan: »Berlin braucht neue Wege: Radwege.«
Wir brauchen mehr Stoff: Redestoff.