Vielleicht später ist sozusagen ein defensives Mañana. Ein thematisch offenes Blog in der Jetztzeit mit Fotos, ein Versuch, in der Gegenwart zu schreiben. Die Gegenwart ist Berlin. Die Wege und Wände meist die gleichen wie in Umsonst & draußen. Vieles ist anders. Leute kommen vorbei. Die Fussball-WM, die wie Weihnachten oder Geburtstag immer zu früh kommt. An den Wänden gibt es Zeichen. Oder auf dem Boden. Wie in jedem Tagebuch geht es darum, sich selbst und die Welt im Blick des Anderen zu ordnen. In der Gegenwart. »Kommst du?« – »Vielleicht später«.
Kottbusser Tor. Wahrscheinlich ist die Schrift schon 30 Jahre alt. Vielleicht auch nur 15.
Gitschiner Straße, vielleicht auch schon Skalitzer.
Johanniterstraße. Reklametütchen. A. hatte bei dem Fest von dem Buch mit Hasch-Geschichten gesprochen, an dem er gerade arbeiten würde. Die Geschichten spielten alle früher. Leider kifft er selber nicht. Eher war er auf anderen Drogen. Aber das ist auch schon eine Weile her.
Angeschlagen ging ich durch den Sommer. Erst dachte ich Prostata, dann Hämorrhoiden, nun Darm – das geht schon fast ein halbes Jahr; meine erste längere Erkrankung. Tut aber gar nicht weh. Stört nur sehr. Und ich ärgerte mich über Anzeigen. Wenn Anzeigen dazwischen kommen, wird der Text gekürzt. Eigentlich bekommt man ungefähr 80 € für 80 Zeilen, manchmal sind es dann aber auch nur 50 €, wenn die Anzeige dazwischen kommt. Und wenn man 1000 € im Monat verdient und 600 davon für Miete, Strom, Krankenversicherung ausgeben muss, ist es schon ein bisschen ärgerlich, wenn es dann plötzlich nur 900 € sind für die gleiche Arbeit. Andere zahlen nur nach Aufforderung. Da ich meine Kontoauszüge nur selten angucke, bekomme ich es meist erst ein paar Monate später mit, wenn kein Geld kommt.
Jochen Schmidt hatte gegen Mittag gefragt, ob ich ihn am Abend in der Chaussee der Enthusiasten vertreten könne, weil er gerade erkältet war. Ich überlegte kurz, sagte zu. Fast alle Texte waren aktuell, also in den letzten Wochen entstanden. Ein super Abend. Irgendwie gefällt es mir viel besser, unangekündigt zu lesen.
In den Nullerjahren waren oft mehr als 200 gekommen; nun sind es vielleicht 50. Unter 40 würde es sich nicht mehr lohnen, 50 ist eigentlich ganz okay. Komisch, dass man vom Bier kaum was merkt, wenn man auf der Bühne sitzt.
Und später noch draußen, irgendwo in der Schönhauser Allee. Irgendwie kam ich später dann wieder nach Hause; keine Ahnung, wie.