Umsonst & draußen ist ein Fototagebuch, das wie das gleichnamige Buch Anfang 2006 beginnt. Das Material stammt größtenteils aus dem Blog november07, den Detlef Kuhlbrodt ab Ende 2006 und bis Herbst 2013 für die taz gemacht und für das Logbuch noch einmal durchgesehen, an einigen Stellen gekürzt und an anderen erweitert hat, um das Erzählerische zu betonen. Eigentlich ist Umsonst & draußen eher Fotogeschichte als Tagebuch; die Aufnahmen sind die Umgebung einer nicht erzählten Geschichte. Kuhlbrodt ist losgegangen auf der Suche nach Bildern, die irgendwie zueinanderpassen und dem Tag ein Gesicht geben. Manchmal sind die Helden Fahrräder, manchmal Autos, manchmal gibt es auch Menschen.
There Is a Light That Never Goes Out
Anke ist meine erste Blog-Freundin. Sie macht einen sehr schönen (Kunst/Natur)-blog unter dem Titel Beton & Garten.
Freitag, 13.04.2007
Die Musik ist wie die Tapete eines Zimmers.
Das letzte Jahr war angemalt in den Farben von:
Royksopp – Poor Leno
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Leno erinnert mich immer an das Bild des Romanhelden »Ratte«, dass Haruki Murakami für seine Wilde Schafsjagd gezeichnet hatte.
Anthony & the Johnstons – Birdgirl
Feist – Secret Heart
Und Wandering Star von Lee Marvin.
die letzten Tage:
Autechre – Slip
Erlend Øe – DJ-Kicks
Rhythm & Sound – Versions und Smile
Von Südenfed – Dear Dead Friends (ein Projekt von Mark E. Smith und Mouse on Mars; die Platte heißt Tromatic Reflexxions)
Gestern hatte ich dann so anfallsweise noch einmal Neil Young gehört. Stücke wie Burned, Sugar Mountain; bei Broken Arrowå hatte ich mich dann wieder beschämt abgewendet. Die einen schämen sich dafür, dass sie früher die RAF gut gefunden hatten und man selber schämt sich plötzlich, wenn man so ein blödes Stück von Neil Young noch mal hört.
Die Fernsehserie Life on Mars war klasse.
Die Fernsehserie Extras war prima, ähnlich lustig wie The Office.
We had a good laugh.
Landwehrkanal
Samstag, 14.04.07; Jumps
Sonntag, 15.04.07
Träumereien eines einsamen Spaziergängers
Dies ist auf der einen und
diese sind auf der anderen Seite
der Gneisenaustraße.
Wir fordern einen fairen Prozess!
Dieses schlecht zu fotografierende Graffiti an der Mauer des Friedhofs an der Bergmannstraße müsste eigentlich inzwischen fast 28 Jahre alt sein. Als sie jung war, gehörte Astrid Proll zur ersten RAF-Generation. Am 29.05. wird die Kasselanerin ihren sechzigsten Geburtstag feiern.
Am 15. September 1978 wurde Proll, die sich zu diesem Zeitpunkt Anna Puttick nannte, in London verhaftet und schließlich, nach einem etwa einjährigen Rechtsstreit, an Deutschland ausgeliefert. Am Ende des gegen sie wegen Raubüberfalls und Urkundenfälschung gerichteten Gerichtsprozesses stand eine Verurteilung zu einer Haftstrafe von fünfeinhalb Jahren, von denen sie vier Jahre verbüßte.
Am 25.06. wurde Astrid Proll in die BRD ausgeliefert. Wir fordern Haftverschonung und einen fairen Prozess!
Der letzte Abend im CSA in der Karl-Marx-Allee
Samstag, 21.04.07
Am Vormittag hatten wir in der Mokkabar englisches Frühstück gegessen und nachmittags noch zusammen Bier getrunken. In der Bahn zum Flughafen fühlte ich mich ganz wehmütig.
Im Park hatten wir in der Sonne mit den Freunden gesessen, und sie hatte gesagt: »The summer will be very nice here. Unfortunately I won’t be here.«
Sonntag, 22.04.07
Kaum jemand war gekommen. Der Abend war trotzdem prima.
Keine Ahnung, wer das Kind in den Baum gesetzt hatte.
Oder auch aus welcher Zeit die Bambi-Stempel kamen, wer sie verwendete und ob es mehr war, als nur eine sentimentale Erinnerung an die Sex Pistols.
Den eigenen Namen immer nur in Anführungszeichen setzen.
K. hatte Geburtstag, mein polnischer Freund.
in Bad Oldesloe gab es keinen richtigen Flughafen
The ears for peace – fuck CDU!
Weil es so lange schon so trocken gewesen war, ging die Mitarbeiterin mit einer Flasche voller Wasser zwischen den Gleisen umher, um rausgeschmissene Zigarettenstummel zu löschen. Später herrschte sie einen an, der am falschen Ort rauchte.
Später, vielleicht in Bad Segeberg, war es immer noch kurz vor vier.
Dann Blumfeld, der letzte Auftritt.
Es war so schön mit den Leuten von Spex in der Schlange zu stehen; ein Bier in der Hand, voller Vorfreude.
Die Kollegen von der neuen Spex hatten draußen vor dem Postbahnhof schon herumgestanden und Bier getrunken. Ich war stolz, mit ihnen und einem Bier in der Hand, in der Schlange zu stehen und Bier zu trinken. In der Zeit, als Blumfeld groß wurden, hatte meist Techno gehört und Musik mit Texten abgelehnt und Blumfeld eher retrospektiv gut gefunden. Martin sagte, bei ihm sei es umgekehrt gewesen; er sei da noch zu klein gewesen und hätte erst mit Tocotronic angefangen, Musik zu hören.
Immer wieder rief ein Mann ganz laut »Jochen! Jochen!«
»Alles easy soweit bei Euch? Ich kann Euch nicht hören: Alles easy soweit bei Euch?«
»Nieder mit den Umständen!«
Natürlich auch nostalgisch.
© Alle Fotos: Detlef Kuhlbrodt