Umsonst & draußen ist ein Fototagebuch, das wie das gleichnamige Buch Anfang 2006 beginnt. Das Material stammt größtenteils aus dem Blog november07, den Detlef Kuhlbrodt ab Ende 2006 und bis Herbst 2013 für die taz gemacht und für das Logbuch noch einmal durchgesehen, an einigen Stellen gekürzt und an anderen erweitert hat, um das Erzählerische zu betonen. Eigentlich ist Umsonst & draußen eher Fotogeschichte als Tagebuch; die Aufnahmen sind die Umgebung einer nicht erzählten Geschichte. Kuhlbrodt ist losgegangen auf der Suche nach Bildern, die irgendwie zueinanderpassen und dem Tag ein Gesicht geben. Manchmal sind die Helden Fahrräder, manchmal Autos, manchmal gibt es auch Menschen.
Dienstag, 13.12.07
Seitdem ich es kenne und schätze, hat sich das nette Auto noch nie bewegt.
Auf dem Weg nach Spandau. Irgendjemand hatte die Telefonzelle festgebunden bzw. bandagiert.
Neben dem Glühwürmchen- gibt es hier am Stadtrand auch einen Ameisenweg. Und am U-Bahnhof Haselhorst wurde für Betonzäune geworben: »Betonzäune – die klügere Entscheidung«.
Auf vielen Dächern lungerte räuberisches Weihnachtspersonal herum.
Gleich beim Waldkrankenhaus Spandau.
Kreuzberg, Heimstraße. Das Geschäft heißt Bürsten und Bilder.
Heutzutage schreibt man eher »mit liebem Gruß«. Find ich aber auch komisch.
Mittwoch, 14.12.07
Auch nachts blieb »Hallo!« wach.
Weihnachtsmarkt
Toilette, taz-Café
Helmut Höge
Donnerstag, 15.12.07
Blücherplatz
Freitag, 16.12.07
Die Lesung im Matto am Chamissoplatz am Sonntagabend war so supernett. Und die Fotos, die Edith Siepmann gemacht hatte, gefallen mir sehr gut. Wie still und aufmerksam die Gäste der Lesung zugehört hatten. Der dritte von links ist Hansi, der Wirt. Es war sehr schön, mit allen danach noch zu trinken und reden! Demnächst wird das Matto zugemacht. Schade, dass ich es erst jetzt kennengelernt hatte.
Samstag, 17.12.07
Frank Behnke, der Manager von Klaus Beyer, berichtet, dass Klaus tatsächlich einen Schlaganfall hatte. Seine linke Seite sei gelähmt. »Ein Beatle muss gefüttert werden, das ist schon hart«. Zum Glück kann er wieder relativ gut Sätze formulieren.
Sonntag, 18.12.07
Montag, 19.12.07
Die türkische Frau in dem Zigarettenladen lächelte mich neugierig an, nachdem sie mir die Camel-ohne gegeben hatte und ich schon fast in der Tür stand: »Das waren Sie, da in der Zeitung, oder?« – »Ja, ich bin jetzt sozusagen Schriftsteller.«
Irgendwie fand ich es prima, dass die taz meinen Vornamen falsch geschrieben hatte.
Die neuen Simpsons-Folgen (von 2002) sind irgendwie fahrig.
Dienstag, 20.12.07
In der Nacht war ich ein paar Mal aufgewacht und hatte zwei halbe Zigaretten geraucht, die noch im Aschenbecher waren. Und irgendetwas Wichtiges hatte ich noch ganz plastisch und deutlich im Kopf gehabt – irgendetwas über Rauchen und Kommunikation mit Zusatz: nicht vergessen!
Am Vormittag war’s dann doch schon wieder weg.
Dann besuchte ich Friedrich Kittler und wir unterhielten uns übers Rauchen für die taz zwischen den Jahren.
Wenig später war es Abend.
Das nette Auto hatte sich doch nun ein bisschen bewegt.
Aber war es tatsächlich gefahren, oder nur von mehren Menschen ein paar Meter nach vorne geschoben worden.
Mittwoch, 21.12.07
Donnerstag, 22.12.07
Geburtstag
Altberliner Bierstuben am Hackeschen Markt.
White Trash
Freitag, 23.12.07
So schön war dieser Morgen.
Schillingbrücke
Auf dem Weg zum Wicked Weihnachtsmarkt in der Wilden Renate.
Wieder zurück.
Montag, 24.12.07
Dienstag, 25.12.07, Lübeck
Erst dachte ich, es hieße Ampel und nun weiß ich aber gar nicht mehr.
Kunst am Bau vor dem Behördenhochhaus von Weitem. Die freie Plastik wurde 1981 von Gerhard Backschat und Erich Lethgau gebaut.
Mittwoch, 26.12.07
Und früh morgens kommt J. und wir gucken schön Fernsehen.
Donnerstag, 27.12.07
Früher waren die Tage nach Weihnachten oft ziemlich schwierig: Man kam nach Haus; die Wohnung war kalt, die Freunde waren anderswo und man stürzte dann meist gleich in so eine kleine Postweihnachtsdepression. Nun war’s aber super: Jochen Schmidt hatte mich eingeladen, in der Chaussee der Enthusiasten zu lesen. 200 Zuschauer waren in den RAW-Tempel gekommen.
Während der Lesung war das Rauchen verboten. In der Pause rauchten wir draußen. Ein Mädchen, ganz in schwarz, vielleicht Mitte zwanzig, sagte, das Rauchverbot hätte mit dem Tod von Michael Stein zu tun. Weil er an Lungenkrebs gestorben sei.
Hinter der Bühne ist es anders als vor der Bühne und man denkt dann auch anders. Es macht einen bescheidener. Man kann Details viel besser nachvollziehen, wenn man kurz zuvor auch auf der Bühne gestanden und dem Lampenlicht sozusagen getrotzt hatte.
Man achtet nicht mehr so sehr in erster Linie auf den Text, sondern mehr auf die Art der Performance, bestimmte Techniken. Bewundert die improvisierte Inszenierung gelingender Akte der Kommunikation; wie kommunikative Räume geschaffen werden. Wie das jeder so auf seine je eigene Art macht.
Jochen sagte, sie hätten sich mittlerweile ein Stammpublikum von ungefähr 200 Leuten erlesen.
Freitag, 28.12.07
Für die Oma war es Müll; wir unterhielten uns noch lange darüber.
Erst im Nachhinein erfuhr ich, dass ich grade meine letzte Zigarette im taz-Café geraucht hatte.
Jumps, Weissensee
Montag, 31.12.07
»Omne animal post coitum fumat.« (Friedrich Kittler)
© Alle Fotos: Detlef Kuhlbrodt