Dezember 2004
Wenn wir uns dann verabschiedeten, war es immer schön und in Ordnung gewesen. Sie hatte dann vor der Haustür gestanden, in diesem olivfarbenen Pullover oder in einem ihrer Kittel aus den Siebzigerjahren, der Muttiarbeitskleidung; ich hatte meine Tasche in den Kofferraum getan, den Kofferraum geschlossen, mich auf den Beifahrersitz gesetzt. Rückwärts waren wir langsam die enge Auffahrt heruntergefahren und hatten gewinkt. Mein Vater hatte sich erst angeschnallt, als wir schon auf der Straße waren. Immer war sie noch langsam die Auffahrt hinuntergegangen, um den Abschied hinauszuzögern. Sie hatte dann auf der Straße gestanden. Kleiner werdend, sahen wir nur noch unser Winken, und auf der Fahrt wußte ich nicht mehr, warum ich nicht einen Tag länger geblieben war und dachte an früher, als mein Vater mich immer zur Trampstelle Richtung Berlin gebracht hatte. Auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof hatte ich die Tasche aus dem Kofferraum genommen. Diese unmögliche, lustige grüne Tasche, die sie mir einmal zu Weihnachten geschenkt hatten und die ich mehr als zehn Jahre immer benutzt hatte. Man hatte dieser Tasche angesehen, daß sie das Weihnachtsgeschenk einer Mutter gewesen war, die ihrem (immer zu blassen, immer zu dünnen) Jungen etwas Fröhliches hatte schenken wollen. Etwas, das den jungen Leuten gefiel. Wir hatten dann nebeneinander gestanden, hatten uns die Hand gegeben und »tschüß« gesagt. Er hatte sich ins Auto gesetzt. Kurz hatten wir einander noch gewinkt. Meist hatte es eine Zigarette lang gedauert, bis dann der Zug gekommen war. Und das Herz war voller Wehmut.