hier lebe ich jetzt seit etwas mehr als zwei monaten: tuscany, le capanne, ein haus zwischen olivenbäumen, das nächste dorf vierzig minuten zu fuß entfernt, weinberge, eine terasse nach westen hin, von der aus man weit in die ferne blickt, am horizont die berge, daneben blüht ein besenginster. hier essen wir jeden tag zu abend, die vier anderen künstler, die mit mir hier leben, und ich. aude géant, eine architektin, paul john, ein bildender künstler, valentina gal, eine medienkünstlerin, und aydın leon pfeiffer, ein komponist. tagsüber arbeiten wir jeder in verschiedenen ecken an unseren projekten. hier schreibe ich meinen zweiten roman, manchmal im steinernen innenhof unter dem sonnendach, während ab und zu eine eidechse vorbeiflitzt. manchmal im pianoroom, wo es neben dem flügel ein sofa gibt, ein bücherregal, eine tür, die auf die wiese und die zypressen hinführt. nebenan surrt valentinas drei-d-printer im atelier und aude sägt in der garage holz für ihren dome. dazwischen fahren wir zur quelle, wo wir unser trinkwasser holen, oder ins umland: nach arezzo, nach perugia, auch eine längere romreise haben wir gemeinsam gemacht und die stipendiaten der villa massimo besucht. die jasminblüten am abend, als wir durch die gassen von trastevere laufen. zur maggiolata in lucignano, wo hinter der trommelkapelle, den sängern in traditionellem gewand und der gruppe cheerleader ein wagen mit einem riesigen hund aus roten nelken einherfährt, aus den boxen schallt freed from desire von gala.
meistens sprechen wir bis spät in die nacht. es gibt kein streulicht und wir sehen die milchstraße. von drüben spielt aydın klavier. es geht das sternbild des schützen auf.
Deniz Ohde verbringt auf Einladung von Navid Kermani und ausgerichtet von Interartes e.V. seit April das Gargonza Arts Stipendium in der Toskana.