Nach welchem System ordnen Sie Ihre Bücher?
Nach Genre zunächst – Wissenschaft, Sachbuch, Romane, Lyrik, Memoir –, dann nach Sprache, denn gut ein Drittel der Bücher in unserem Regal sind auf Englisch, einige französische kommen auch noch dazu. Dann nach Autor:in; und danach einfach so, wie sich die Bücher vielleicht verstehen würden, ohne wirkliches System, und alle paar Monate räumen wir alle Bücher wieder auf den Boden und sortieren neu, haben diesmal wirklich das beste, eindeutigste System gefunden. Das muss ich vielleicht auch noch erwähnen: Es sind nicht nur meine Bücher in den Regalen.
Welches Buch lesen Sie gerade?
Effingers von Gabriele Tergit – aus einem lustigen Zufall heraus, denn meine Buchhändlerin Emilia vom She said, meiner liebsten Buchhandlung, hat es mir sehr ans Herz gelegt, und sobald ich es auf dem Schreibtisch hatte, kam eine Anfrage für eine Veranstaltung, in der es um Effingers und Gewässer im Ziplock als Familienromane gehen soll. Jetzt bin ich sehr gespannt, bis jetzt habe ich nur ein paar Seiten gelesen.
Wie weit reicht Ihre Sammlung zurück?
Das Buch, das schon am längsten in meinem Besitz ist, ist Goodnight Moon. Etwas älter ist Wo die wilden Kerle wohnen, das gehört meinem Freund, der ist ein paar Jahre älter und das Buch somit auch. Ich fand es als Kind unerträglich gruselig. Dann gibt es allerdings auch noch Klassiker, die ich meinen Eltern geklaut habe, ich bin sicher, die zerfledderte Ausgabe von Jane Eyre ist älter als ich. Nicht in meiner Bibliothek, sondern in der meines Vaters (aus Schutz vor Verlust bei einem meiner vielen Umzüge) gibt es eine Erstausgabe des Dschungelbuchs, die ich zum zehnten Geburtstag bekommen habe. Aber in Wahrheit ist das älteste Buch, das ich besitze, natürlich die Heilige Schrift.
Welche Bücher liegen Ihnen besonders am Herzen?
Bücher, die meinen eigenen Horizont erweitern. Sture, bockige, divergente Stimmen, zweifelnde, lustige Literatur. Viele dieser Bücher sind verliehen, weil ich sie beinahe zwanghaft Leuten aufschwatze. Dana von Suffrins Otto zum Beispiel. Und Bücher, die Trost spenden natürlich, zu denen man zurückkehrt, wenn das Leben schwierig ist: Julia Francks Romane, Judith Hermanns Erzählungen; auch die Living Trilogy von Deborah Levy und Paul Celans Gedichte. The Last Samurai von Helen de Witt möchte ich bald noch einmal lesen.
Wenn mich beim Lesen etwas wirklich erreicht, tun meine Handgelenke weh. Während ich Streulicht von Deniz Ohde gelesen habe, im Sommerurlaub, schmerzten sie unablässig.
Außerdem: meine Kochbücher. Ich finde meine Sammlung an Literatur total löchrig, aber mit den Kochbüchern bin ich ziemlich zufrieden.
Welches Buch hat Ihr Leben verändert?
Liebesleben von Zeruya Shalev. Es war meine erste Begegnung mit weiblicher Sexualität in der Literatur, und eine erste Begegnung mit einem Schreiben, das zutiefst politisch ist, und ein Buch, das ich dank der Macht der Übersetzung lesen konnte, übersetzt von Mirjam Pressler, deren Lebenswerk ich zutiefst bewundere.
Welches Buch haben Sie zuletzt verschenkt?
The Rabbit Hutch von Tess Gunty, an meinen Vater, in der Hoffnung, ihn für Guntys irren Humor begeistern zu können. Hat geklappt!
Wer soll Ihre Bücher einmal bekommen?
Puh. Also, wenn es um Fortpflanzung geht, muss ich erst mal noch einige Bücher lesen. Die können dann meine Kinder kriegen oder das Antiquariat, je nachdem, was meine Recherche ergibt.
Wie sieht/sähe Ihre ideale Bibliothek aus?
Sie hätte einen Balkon, eine vernünftige Ordnung, und jedes einzelne Buch wäre zerknickt, voller Sand, Schokoladenflecken und Eselsohren – von mir gelesen. Aber mich würde auch interessieren: Was fehlt in dieser Bibliothek? Was würde sie ideal machen? Gibt es eine ideale Bibliothek? Oder: Könnte ich eine Bibliothek zusammensammeln, die sich nicht unzulänglich anfühlt?