No problem, sagt M., während wir im Auto darauf warten, dass der Polizist zurückkommt, der ihm vor zehn Minuten die Papiere abgenommen hat. Wir parken auf einer stark befahrenen Straße in Bukarest, weil M. schnell etwas aus der Apotheke holen wollte, und weil wir auf dieser stark befahrenen Straße hielten, während ein Polizeiauto vorbeikam, sitzen wir jetzt hier und essen Brezeln. Ich denke an das Laufband für kleine Menschen, über das ich zwei Tage zuvor am Bukarester Flughafen gegangen war, ich kann mich nicht mehr erinnern, ob man über eine Treppe darauf gelangte, aber das gelbe Schild habe ich noch gut vor Augen: Attention, 2,05 meters war darauf unter einem Pfeil zur Decke zu lesen. In der Ankunftshalle wartete M. mit einem Blatt Papier, auf dem mein Name stand, ich folgte ihm zu seinem Auto, das uns zum Literaturfestival der Internationalen Elias Canetti Gesellschaft nach Bulgarien, ins zwei Stunden entfernte Ruse bringen sollte. Ich überlegte kurz, ob es der richtige Mann war, zu dem ich in den alten VW Passat stieg, und beschloss, dass er viel eher überlegen müsste, ob ich der richtige Fahrgast war.
No problem, sagt M. und bietet mir das letzte Stück Brezel an. Zwei Tage zuvor, auf der Fahrt zum Festival, hatte M. einen Großteil meiner Fragen mit Yes oder gar nicht beantwortet und in Bukarest einen Umweg genommen, an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbei. Die Sonne ging bilderbuchhaft unter, auf der Landstraße war es bereits dunkel, ab und zu tauchten Umrisse von Einfamilienhäusern auf. Heute, auf dem Rückweg, waren wir schon frühmorgens aufgebrochen, es war genug Zeit, um zum Flughafen zu kommen. Wir überquerten die Donau bei Ruse, Sonntagsstimmung lag über den rumänischen Dörfern. Ich sah Schafe in Vorgärten, Betonpaläste zwischen einfachen Häusern, vier Kühe, die von drei Männern die Straße entlanggetrieben wurden, einen Hund, der für immer am Straßenrand schlief. Ich sah Männer, die vor ihren Häusern standen und Fleisch verkauften, manche von einem kleinen Tisch, andere hatten eine Schnur zwischen die Pfosten des Gartentores gespannt und daran die Fleischstücke gehängt. Animal market, erklärte M. und drehte an den Knöpfen des Autoradios, bis er mit dem Sender zufrieden war.
Als der Polizist zurückkommt, kurbelt M. das Fenster herunter, er nickt, bedankt sich und verstaut die Papiere in der Ablage zwischen uns. No problem, sagt er, nachdem das Polizeiauto verschwunden ist, sein Tonfall ist anders als zuvor. Er holt zwei Zuckerl aus dem Handschuhfach, reicht eines herüber und startet das Auto. Vor dem Parlamentspalast biegt er links ab, wir umkreisen das unfassbar große Gebäude, fahren auf den Parkplatz, drehen dort eine Runde. Ich sollte fotografieren, aber ich schaue nur.