1. Nach welchem System ordnen Sie Ihre Bücher?
Zu Beginn, das heißt nach meinem Einzug in die neue Wohnung, wenn die Bücherregale aufgebaut, aber noch leer sind, ordne ich die Bücher nach ihrer Größe, Dicke und Einbandfarbe ein. Dieses System hält sich nicht lange, schon bald herrscht Chaos, weil ich stets die Bücher, die ich zum Arbeiten brauche, aus den Regalen nehme, auf meinem Schreibtisch staple, beim Zurückstellen aber die erstbeste Lücke nehme.
2. Welches Buch lesen Sie gerade?
Ich lese gerade Das Verhör. Geschichte – Theorie – Fiktion von Michael Niehaus. Dieses Buch steht zum Beispiel nicht im Regal, sondern liegt auf Eichmann in Jerusalem und Byung-Chul Hans Transparenzgesellschaft neben meinem Computer.
3. Wie weit reicht Ihre Sammlung zurück?
Ich werfe Bücher äußerst ungern weg, nur wenn ich sie aus tiefstem Herzen hasse, kommen sie zum Altpapier. Eines der ältesten Bücher aus meiner Sammlung ist Mein allerschönstes Wörterbuch von Richard Scarry. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich es geschenkt bekommen habe… Es ist durchaus möglich, dass es das Buch meines Bruders ist; ich habe immer seine geklaut.
4. Welche Bücher liegen Ihnen besonders am Herzen?
Ich unterscheide zwischen Büchern, deren Inhalt ich mir merken kann und solchen, in denen ich nachschlagen muss. Romane, philosophische Texte etwa sind mir sehr wichtig, doch ich brauche sie nicht (in Buchform) zu besitzen – idealerweise habe ich sie im Kopf. Illustrierte Bücher hingegen oder Gedichtbände habe ich sehr gerne im Regal stehen, um immer wieder in ihnen zu lesen und/oder die Bilder anzusehen. Lexika möchte und muss ich besitzen, vor allem, wenn sie sehr alt oder – noch besser – veraltet sind und gezeichnete Abbildungen haben. In der Bibliothek meiner Mutter befindet sich zum Beispiel ein zehn Zentimeter dickes Buch, das in den siebziger Jahren in Süd-Korea bei Samsung (der damals noch Bücher herausgegeben hat) erschienen ist – das würde ich mir sehr gerne einverleiben, denn es enthält skurrile, mit Fotos illustrierte Anleitungen zu Themen wie Wie isst man richtig mit Messer und Gabel?
5. Welches Buch hat Ihr Leben verändert?
Das kann ich gar nicht sagen… Aber ich weiß, welche Bibliothek mein Leben verändert hat: die Bücherei Hietzing in Wien. Sie war klein, aber sehr fein und hatte eine schöne Bücherauswahl, sehr viele Theaterstücke, etwa die Reihe Spectaculum. Und auf der allerersten Seite war ein kleines Blatt eingeklebt, auf dem sich die Nutzer eintragen mussten – die fand ich immer sehr interessant. Manchmal wurde ein Buch von derselben Person wieder und wieder ausgeliehen.
6. Welches Buch haben Sie zuletzt verschenkt?
Persepolis von Marjane Satrapi.
7. Wer soll Ihre Bücher einmal bekommen?
Eine oder mehrere öffentliche Bibliotheken.
8. Wie sieht/sähe Ihre ideale Bibliothek aus?
Idealerweise befände sie sich an einem Ort und wäre nicht so verstreut wie jetzt. Zurzeit befindet sich der Großteil meiner Bücher in einem Lagerraum in Wien, ein kleinerer Teil hat in der Bibliothek meiner Mutter Unterschlupf gefunden, und die Bücher, die ich gerade brauche, sind in Berlin. Ich besitze auch viele Bücher in Form von Fotokopien – oft sind es die interessantesten Stücke. Die lagere ich in Schachteln, was ich gar nicht gut finde. Vielleicht wäre eine digitale Bibliothek, die auf Knopfdruck Papierbücher herzaubern kann, am besten, da bräuchte man nie wieder Bücher schleppen…